Die britische Digitalbank Revolut wollte auf dem deutschen Markt hoch hinaus. Nun zeigen Zahlen des Unternehmens, dass die Deutschland-Expansion bisher gescheitert ist.
So haben sich die Briten ihr Geschäft in Deutschland nicht vorgestellt: Als die digitale Challengerbank Revolut im September 2017 nach Deutschland expandierte, hatte sie eigenen Angaben zufolge bereits 50'000 deutsche Kunden. Diese Zahl sollte sich bis Ende 2017 verdoppeln und bis Ende 2018 auf 300'000 versechsfachen, so zumindest der Plan der beiden Revolut-Gründer Nikolay Storonsky und Vlad Yatsenko.
Nun zeigt die enttäuschende Bilanz Ende 2020, dass die Digitalbank ihr Ziel für 2018 inzwischen knapp erreicht hat: Revolut verfügt derzeit gerade über 300'000 Kunden. Das berichtet das deutsche Onlinemagazin «Finance Forward» und beruft sich dabei auf eine offizielle Auskunft beim in Sachen Kundenzahlen grundsätzlich eher auskunftsscheuen Fintech selber.
Mehr Schweizer als deutsche Kunden
Dabei soll der Digitalbank besonders der Start missglückt sein, teilte Revolut weiter mit: Zwischen September 2019 und September 2020 sei Revolut in Deutschland um 80 Prozent gewachsen, folglich fand in dieser Zeit auch der fast grösste Teil des Wachstums der vergangenen Jahre statt.
Die Zahl 300'000 ist nicht nur im Vergleich mit den Zielen, sondern vor allem auch verglichen mit den hiesigen Kundenzahlen enttäuschend, gab das Unternehmen doch Mitte dieses Jahres bekannt, in der Schweiz bereits 350'000 Kunden gewonnen zu haben.
Das ist gerade in einem Markt, der – zumindest gemessen an der Bevölkerung – in etwa zehnmal kleiner ist als jener in Deutschland, eigentlich ein Armutszeichen.
Konkurrenz als Grund?
Fairerweise muss man aber einwenden, dass gerade in Deutschland einer der grössten Konkurrenten von Revolut beheimatet, nämlich die deutsche Digitalbank N26.
Auch wenn Revolut weltweit gesehen mehr als doppelt so gross ist wie N26 – Revolut hat 13 Millionen Kunden, N26 rund 5 Millionen –, dürfte gerade der deutsche Markt viel umkämpfter sein, was das Wachstum von ersterem in Deutschland hemmen könnte.
Zweiter Anlauf
Doch nun versucht es Revolut in Deutschland noch einmal. So verkündet das Unternehmen gegenüber dem Magazin, man suche einen neuen Landeschef. Dies, weil der 2017 eingestellte Chef für Deutschland, Österreich und die Schweiz (DACH) das Unternehmen bereits nach einem Jahr wieder verlassen hat, und die Region inzwischen der Frankreich- und Benelux-Chef ad interim führt.
Bis Ende 2021 will das Unternehmen in der ganzen DACH-Region 1,5 Millionen Kunden erreichen. Weiter will Revolut in der gleichen Zeit eine lokale IBAN-Nummer und eine deutsche Lizenz erhalten.
Bei letzterer sei aber noch nicht ganz klar, um was für eine Lizenz es sich handeln soll, möglicherweise eine Banklizenz. Eine Sprecherin legte dar, warum die Offensive nun im zweiten Anlauf klappen soll: «Wir haben mittlerweile unser Business professionalisiert, Niederlassungen in den jeweiligen Märkten eröffnet und unser lokales Wissen erweitert.»