Keine Klage gegen Ex-Manager, denn die UBS wurde vor allem durch ihre Firmen-Kultur zu Boden geritten: Dies ein Kern-Fazit aus dem «Transparenzbericht».
Logisch: Viele Faktoren trugen dazu bei, dass die UBS durch waghalsige Investitionen ihr Überleben aufs Spiel setzte und zugleich an der Grenze zur Kriminalität agierte. Der Bericht, der die Fehlentwicklungen der Jahre 2000 bis 2007 aufzeigen will, sichtet aber einen Kern des Gesamtproblems in der Unternehmenskultur.
Stichworte sind: Selbstüberschätzung, zuwenig Mut zum Widerspruch, Statistikgläubigkeit, falsche Leistungskriterien.
Es könnte sein, so der Text, dass die erfolgreichen Ergebnisse vor der Krise «zu einer gewissen Selbstüberschätzung, Kritikresistenz oder gar Überheblichkeit geführt haben»; und dies wiederum erschwerte, dass man im Hause UBS kritische Entwicklungen erkannte, und provozierte, dass man warnende Signale verdrängte.
«Kultur des Wegschauens»
Auch seien die Signale von der Spitze zuwenig klar gewesen – kaum zu erwarten also, dass die Leute auf tieferer Stufe von selber in Richtung Nachhaltigkeit steuern würden. Indirekt unterstützt das UBS-interne Zeugnis den EBK-Grossborder-Bericht, der eine «Kultur des Wegschauens und Nichtwissens» moniert hatte: Das Fehlen griffiger Kontrollmechanismen dürfte diese Kultur gefördert haben, schreibt die UBS.
Fatal war schliesslich, dass die Anreize im Hause UBS falsch gesetzt waren: So war bei den Vergütungssystemen im Crossborder-Bereich der Neugeldzufluss der vorherrschende Leistungsmassstab. Und in der Investmentbank waren die Risikokosten zu sehr ausgeklammert bei der Leistungsbewertung.
Der Faktor Mensch
Auf der anderen Seite wurden statistische Modelle und Ratings sehr wichtig genommen – zu wichtig. Dies «mag damit zusammengehangen haben, dass diese die kaum hinterfragte Expansionsstrategie stützten», schreibt die UBS.
«Der entscheidende Faktor im Bankengeschäft sind immer die Menschen, deren Fachwissen, aber auch deren Charakter für nachhaltigen Erfolg massgebend ist», so der Text abschliessend. Und es bestehe der Eindruck, «dass nicht alle handelnden Personen in beiden Hinsichten den höchsten Ansprüchen genügten».
Dieser Grundbefund – also dass die UBS unternehmenskulturell fehlentwickelt hatte – führt zu zwei Einsichten: Erstens könne man die Fehlleistungen nicht einzelnen Personen anhängen; im Gegenteil, so der Bericht, gebe es keine Anhaltspunkte, dass jemand bewusst riskierte, das Unternehmen in Schieflage zu bringen. Und auf der anderen Seite bemüht sich die heutige Spitze aufgrund dieser Erkenntnis «intensiv um die Schaffung einer nachhaltigen Unternehmenskultur.
Die UBS setze alles daran, künftig als glaubwürdige Partner wahrgenommen zu werden.