Luqman Arnold, einst Chef der UBS, hat sich aus dem Finanzwesen zurückgezogen. Gegenüber finews.ch äussert er sich zu den Fusionserüchten mit Credit Suisse – und zu den Folgen der Pandemie für die Branche.

Im Gebell geht seine Stimme unter. Das Verhalten der Hunde, entschuldigt sich Luqman Arnold am Hörer, sei wirklich empörend. Allerdings hört man ihm an, dass der Ärger gespielt ist. Wer mag seinem Haustier schon böse sein, wenn es einem einfach nicht von der Seite weichen will?

Jedenfalls nicht der Finanzprofi indisch-britischer Abstammung, der 2001 einige Monate die UBS als Chef lenkte und dem sieben Jahre später die Finanzkrise übel mitspielte.

Im Ausnahmezustand

Abermals befindet sich die Welt in einer Krise; diesmal trifft sie der heute 70-jährige Arnold, seine Familie und seine drei Hunde in Thailand. In Bangkok, wo er mit seiner Frau wohnt, sitzt er aufgrund der Pandemie fest. Zu den weltweiten Reiserestriktionen und den Gesundheitsrisiken kommt ein weiteres Erschwernis hinzu: Die dortige Regierung hat wegen der anhaltenden Studentenproteste den Ausnahmezustand ausgerufen.

Arnold nimmt es mit Gleichmut. «Die Thailänder sind ein freundliches Volk, ich fühle mich sehr sicher hier», erklärt er im Gespräch mit finews.ch. Eine jüngere Generation dränge nun nach mehr demokratischen Rechten, was ihm persönlich als vernünftig erscheine. Sowieso hat sich der Ex-Bankmanager ins südostasiatischen Land zurückgezogen, um sich ganz auf sein neuestes Projekt zu konzentrieren: Er schreibt ein Buch.

Mehr Ringen denn Schreiben

Glaubt man ihm, der schon früher als Denker, wenn nicht gar als Grübler bekannt war, dann ist seine aktuelle Beschäftigung mehr ein Ringen denn ein Schreiben. «Es ist unglaublich harte Arbeit, viel schwieriger als die Fusion zwischen dem Schweizerischen Bankverein und der Schweizerischen Bankgesellschaft». Beim Zusammenschluss zur heutigen grössten Schweizer Bank UBS war Arnold in Asien involviert – und hört heute noch hin, wenn beim Finanzriesen Fusionspläne die Runde machen.

So geschehen in den vergangenen Wochen. Am Markt wurde über eine Fusion mit der Erzrivalin Credit Suisse (CS) spekuliert – bis schliesslich UBS-Präsident Axel Weber von konkreten Absichten Abstand nahm, wie auch finews.ch berichtete.

Spielregeln ändern mit jeder Fusion

Arnold zählt ins Lager jener, die eine solche Fusion skeptisch betrachtet hätten. Ihm zufolge sind Grossbanken so komplex geworden, dass Aussenstehende kaum noch beurteilen können, was im Inneren vorgeht. «Und mit jeder Fusion ändern die Spielregeln wieder – manchmal ist das sogar Anreiz für eine solche Transaktion.»

Unternehmenskultur, betont Arnold, sei eine weitere wichtige Komponente bei einem Zusammenschluss. Die Kulturen der UBS und der CS seien aber höchst unterschiedlich. Zudem würde in der Schweiz der Staat mitreden wollen, wenn es um die Zukunft der beiden grössten Banken des Landes ginge.

«Analysten ballten die Fäuste»

In der Erinnerung schweift Arnold mehr als zwei Dekaden zurück. Als er nach der UBS-Fusion nach Zürich beordert worden war, wurde es eine seiner Aufgaben, die Analysten bei Laune zu halten. «Die merkten aber schnell, dass fast alle unsere Versprechen hinsichtlich der Fusion nicht eingehalten würden – ich erlebte Analysten, die aufstanden und ihre Fäuste ballten».

Damals war Arnold ein aufgehender Stern am Schweizer Banken-Firmament. Im Jahr 2001 überwarf er sich jedoch mit dem damaligen UBS-Präsidenten Marcel Ospel und verliess die Grossbank nach nur acht Monaten an der operativen Spitze. Auf ihn folgte Peter Wuffli – der dann 2007 selber – kurz vor Ausbruch der Finanzkrise – das Handtuch warf.

Verschwundenes Milliardenpaket

Die UBS sollte in der Finanzkrise für Arnold nochmals eine schicksalshafte Rolle spielen: 2008 trat die von Arnold in London mitgegründete Beteiligungsgesellschaft Olivant als aktivistische UBS-Grossaktionärin auf. Olivant hatte ein UBS-Aktienpaket im Wert von 1,5 Milliarden Franken erworben und stellte Forderungen an die taumelnde Bank: etwa die Abspaltung des damals noch mächtigen Investmentbanking.

Doch Arnolds Gesellschaft hatte die UBS-Papiere zeitweilig als Sicherheit für einen Kredit an die amerikanische Investmentbank Lehman Brothers verliehen. Das erwies sich als fatal. Als Lehman auf der Höhe der Finanzkrise Pleite ging, blieben die UBS-Aktien von Olivant verschwunden – ein solches Malheur hatte es in der Finanzbranche noch nie gegeben. Ein Partner von Arnold bei der Firma, Kirk Stephenson, nahm sich das Leben.

«Das hört jetzt auf»