Die Einrichtungen erinnern an einen Swisscom-Shop, der an ein Starbucks-Lokal erinnern will. Doch das neue Filialkonzept der Schweizer Grossbank UBS scheint bei der Kundschaft gut anzukommen. Dazu trägt die Digitalisierung bei.
Betritt ein Kunde oder eine Kundin eine der bis jetzt insgesamt zehn neuen Pilotfilialen der Grossbank UBS, findet der erste Kontakt mit dem Bankberater nicht mehr wie früher am Schalter statt, sondern an einem Hochtisch (Bild unten). Warum nicht? Weil die neuen Filialen keine Bankschalter mehr haben.
Bereits im letzten September ging die UBS mit fünf umgerüsteten Filialen an den Start, die sich draussen in den Regionen, also zum Beispiel im aargauischen Bremgarten, in Altstätten SG oder in Wallisellen ZH befinden. Ende Jahr kam die Filiale in Baar ZG dazu, und dieser Tage soll, wenn es nach dem Marketing-Magazin «Horizont» geht, die zehnte Filiale eröffnet werden, Coronakrise hin oder her.
Die neuen Filialen, deren Konzept die Hamburger Designagentur Syndicate entwickelt hat, kommen laut UBS gut an: «Erste Ergebnisse einer Befragung zeigen, dass die Filialen sowohl intern als auch extern eine hohe Akzeptanz erfahren und von allen Seiten sehr positiv und als innovativ aufgenommen werden.»
Was ist der Trick dahinter? Jede einzelne Filiale, ob sie nun in Zürich oder in eben im historische Städtchen Bremgarten liegt, soll Zugang zur weltweiten Expertise der gesamten Bank und zu ihren digitalen Produkten haben, ohne dabei das persönliche Verhältnis zwischen Kunden und Bankberater zu gefährden.
«Finanzprodukte erlebbar machen»
Gleichzeitig soll natürlich, wie könnte es auch anders sein, das Kundenbedürfnis ins Zentrum gerückt werden. Damit das gelingt, soll alles digitaler werden: Videokonferenzen mit dem Experten, Augmented Reality, um Prospekte zum Leben zu erwecken. Über Beratungszimmer für vertrauliche Gespräche verfügt die Filiale aber dennoch weiterhin.
Jens Tarnowski, Account Director bei Syndicate Design, erklärt gegenüber «Horizont», der UBS-Kunde solle die Filiale künftig als ganzheitliche Kommunikationsfläche mit persönlicher Nähe erleben: «Durch neu gestaltete Module werden Finanzprodukte erlebbar gemacht, mit hohem Infotainment Charakter und klarer Verständlichkeit.»
Inbegriffen ist da auch die frei bedienbare Kaffeemaschine. Und um zusätzlich zukünftige Kunden zu gewinnen, oder einfach auch, damit die bestehenden Kunden sich länger und ungestresst in der Filiale aufhalten können, bleibt auch die Spielecke für die Kinder erhalten (Bild oben). Dort werden wahrscheinlich noch keine Fonds verkauft, aber dafür Aktivitäten der Bank aufgezeigt, die für Kinder interessant sein können.
Letzte Erneuerung vor 10 Jahren
Die letzte umfassende Renovierung ihrer damals noch 300, heute nur noch 270 Geschäftsstellen hat die UBS 2010 begonnen. Wie finews.ch damals berichtete, hat die Grossbank damals ebenfalls eine Pilotphase mit fünf Filialen gestartet, die in Adliswil, Ascona, Emmenbrücke, Kloten und Sion standen. 2010, elf Jahre nach der Fusion zwischen der Schweizerischen Bankgesellschaft (SGB) und dem Schweizerischen Bankverein (SBV), wonach die am besten erhaltenen Geschäftsstellen beider Banken das neue Filialnetz der UBS formierten.
Damals ging es auch schon darum, den Empfang, die Betreuung und die Beratung der Kunden zu verbessern. Schaut man die Projektbilder des letzten Umbaus an, zeigt sich, dass sich die Geschmäcker auch innerhalb der UBS deutlich verändert haben.