Die Finma-Untersuchung der schweren Geldwäschereifälle bei Julius Bär geht in die zweite Runde. Ex-CEO Boris Collardi könnte mit einem Berufsverbot belegt werden, wie aus Äusserungen des Finma-Chefs Mark Branson hervorgeht.
Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) hatte es bereits vergangene Woche angekündigt, als sie die schweren Mängel in der Geldwäschereibekämpfung bei Julius Bär bekannt machte: Sie prüft, ob Verfahren gegen Einzelpersonen eröffnet werden sollen.
Finma-Direktor Mark Branson sagte nun in einem Interview mit der «Luzerner Zeitung», was das genauer bedeutet: «Stellen wir schwerwiegende Verletzungen des Aufsichtsrechts fest, schauen wir als Nächstes: Gibt es Mitglieder im Management, die eine direkte kausale Verantwortung für diese Fehler tragen?»
Schon 56 Berufsverbote
Demnach wird die Finma auch die Rolle und Verantwortung von Boris Collardi durchleuchten, der von 2009 bis 2017 CEO von Julius Bär war. Die Finma hatte die grössten Verfehlungen bei Julius Bär just in diesem Zeitraum festgestellt.
Branson sagte weiter, am Ende könne eine solche Untersuchung zu einem Berufsverbot oder zu ähnlich wirksamen Massnahmen führen. Seit die Finma das Berufs- und Tätigkeitsverbot eingeführt hat, sind 56 Banker mit einem Verbot belegt worden. «Die Mehrheit davon ist rechtskräftig, gewisse sind hängig», wie Branson ausführte.
Wie untätig war das Management?
Worauf die Finma nun in ihren möglichen Verfahren gegen Einzelpersonen abzielt, erklärte Branson so: «Wir untersuchen, ob eine Person direkt involviert war, ob sie das fehlerhafte Verhalten direkt angestossen hat oder ob sie klare Warnsignale auf dem Tisch hatte und dennoch untätig blieb».
Diese Untätigkeit hat die Finma bereits in ihrer Rüge hervorgehoben. Geldwäschereirisiken seien zwar erkannt und auch thematisiert, von den zuständigen Stellen aber nicht konsequent angegangen worden, hatte es da geheissen. Dieses Private Banking mit hohen Geldwäschereirisiken bei Julius Bär zog sich bis in die jüngste Zeit hinein. « Von Altlasten kann man hier nicht sprechen», sagte Branson.