Der Umbau in der UBS-Vermögensverwaltung spiegelt den Aufstieg von Iqbal Khan, während sich die Karriere des Tom Naratil zu Ende zu neigen scheint. Der UBS-Verwaltungsrat hat entsprechende Pläne, wie finews.ch erfahren hat.
Im Umbau des Wealth Managements der Grossbank UBS spielt Co-Chef Tom Naratil nur eine Nebenrolle. Die Restrukturierung trägt eindeutig die Handschrift von Iqbal Khan, der einige Veränderungen, wie die Stärkung der Regionalchefs, bereits bei seinem früheren Arbeitgeber, der Credit Suisse, vorgemacht hatte.
Seit vier Monaten arbeiten Naratil und Khan als Co-Chefs im Wealth Management Seite an Seite. Der Hoffnungsträger für die Super-Division der UBS, die hinter ihren hoch gesteckten Zielen zurückliegt, ist der 43-Jährige Khan.
Ein geordneter Rücktritt
Naratils Karriere bei der UBS neigt sich hingegen dem Ende zu. Der Amerikaner wird heuer 59 Jahre alt. Der UBS-Verwaltungsrat sieht für ihn mittelfristig eine andere Rolle vor, wie eine mit den Plänen vertraute Person gegenüber finews.ch sagte. Naratil solle im Laufe der zweiten Hälfte des Jahres 2021 aus seiner operativen Führungsrolle zurücktreten.
Im Gegenzug erhalte er den Titel des Vice Chairman. «Es soll einen geordneten Übergang geben», sagte die Person. «Schliesslich haben wir es nicht mit zwei 40-Jährigen zu tun, die um denselben Job kämpfen.» Die UBS dementierte einen geplanten Rücktritt Naratils. Er sei voll darauf fokussiert, zusammen mit Khan das Wealth Management weiterzubringen.
Ungleiche Partner, die sich brauchen
Tatsächlich funktioniert das Duo Naratil-Khan zurzeit auch. Es sind zwei ungleiche Partner, die einander brauchen. Der junge, von der CS kommende Khan kann von Naratils breiter Machtbasis und dessen riesigem Netzwerk innerhalb der UBS profitieren.
Naratil im Gegenzug braucht Khan und dessen Ehrgeiz, um die notwendigen Veränderungen in der Division auch durchsetzen zu können. Denn Naratil sitzt schon zu lange im gemachten UBS-Nest. Mit der Akquisition der US-Vermögensverwaltung Paine Webber stiess er im Jahr 2000 zur grössten Schweizer Bank und arbeitete sich in die Konzernleitung hoch, wo er 2011 das Amt des Finanzchefs und 2016 als President Americas die Leitung des US-Wealth-Managements übernahm.
Super-Merger blieb sein Versprechen schuldig
Zu Beginn des Jahres 2018 folgte dann der Super-Merger: Die UBS schloss ihre Vermögensverwaltungs-Divisionen zum Global Wealth Management zusammen. Naratil teilte sich die Leitung fortan mit Martin Blessing, auch er kein gestandener Private Banker.
Der Leistungsausweis des Amerikaners im Wealth Management ist durchzogen. Das Neugeldwachstum hält sich in engen Grenzen, die Profitabilität verbesserte sich kaum und Naratil kämpft anhaltend mit der kostenintensiven Rekrutierungspraxis im US-Wealth-Management.
Khan muss sich erst beweisen
Die nun eingeleitete Neuorganisation ist ein stillschweigendes Eingeständnis, dass die ursprünglichen Pläne Naratils und Blessings einer globalen Einheit, welche die anspruchsvollsten Kunden auch global bedienen sollte, nicht funktioniert haben.
Nun werden die wichtigsten Kunden in einer Einheit namens Global Family Office Group geführt, welche wiederum aus einer Produkteeinheit bedient werden soll. Khan muss nun mit der Umsetzung der neuen Strategie beweisen, dass er seine Vorschuss-Lorbeeren wert ist. Dafür werden ihm rund 18 Monate Zeit gegeben. Ein Rücktritt Naratils würde dann bedeuten, dass Khan das UBS Wealth Management wohl alleine führen würde.
Der UBS-Verwaltungsrat arbeitet an einem Szenario mit einigen unsicheren Variablen: Khan muss liefern und mit reiner Weste aus dem Überwachungsskandel, in dem geklagt und gegengeklagt wird, herauskommen.
Auch sind mit der Einleitung seines Rücktritts Naratils Chancen nicht gänzlich geschwunden, als Nachfolger Sergio Ermottis seine Karriere als UBS-CEO zu krönen. Der Amerikaner wäre in einem Notfall-Szenario als klare Nummer 2 gesetzt. Er und der Tessiner sind einander eng verbunden, seit sie gemeinsam ab dem Jahr 2011 die neue Strategie der UBS mit einer deutlich verkleinerten Investmentbank umgesetzt haben.
Flieh- und Magnetkräfte im Management
Neben COO Sabine Keller-Busse hat der junge Khan derzeit die besten Karten auf den Top-Job bei der UBS. Ermotti soll seinen Rücktritt auf die Generalversammlung 2021 planen, wie finews.ch vergangenes Jahr schrieb.
Ein praktisch gleichzeitiger Rücktritt Ermottis und Naratils würde die Nachfolge um den UBS-Chefposten und im Wealth Management auch verkomplizieren. Käme Khan bereits dann als CEO zum Zug, hätte die wichtigste Einheit der Grossbank eine Doppelvakanz, womit im Top-Management weitere Lücken gefüllt werden müssten. Die Flieh- und Magnetkräfte im Personal-Karussell an der Spitze der UBS müssen sich weiterhin die Waage halten.