War die Formel 1 früher ein Tummelfeld für Sponsoren aus der Hochfinanz, ist die UBS heute das letzte in diesem Zirkus verbliebene Finanzinstitut. Die Rennserie sei ja CO2-neutral, verteidigt sie ihr Engagement. Doch passt das zur vielgepriesenen Nachhaltigkeit der Bank?
Unter Schweizer Bankenchefs hat die Formel 1 zwei grosse Fans gekannt: Eduardo «Eddie» Lehmann, bis 2016 CEO der Falcon Private Bank, die einige Jahre lang beim Rennteam Toro Rosso Co-Sponsor war. Und Oswald Grübel, der mit der Credit Suisse Hauptsponsor und Mitbesitzer des Sauber-Rennstalls war und später mit der UBS zu einem der grossen Geldgeber des gesamten Formel-1-Zirkus' wurde.
Es war Lehmann, der die Ratio am direktesten formulierte: Millionen von Franken für eine Sportart auszugeben, die in der Schweiz wegen zu grosser Risiken verboten ist, global aber ein Milliardenpublikum anzieht. «Die Reichen lieben das, was sie nicht haben können, und die Formel-1-Serie kann man nicht einfach kaufen.»
Zäsur Finanzkrise
Inzwischen sind sowohl Lehmann als auch Grübel nicht mehr im Amt – doch die UBS ist seit 2010 Teil der Formel 1 geblieben. Wie die französische Zeitung «Les Echos» nun festgestellt hat, ist die UBS die letzte Grossbank unter den bedeutenden Formel-1-Sponsoren.
Eine erste Zäsur fand bereits nach der Finanzkrise statt, als der niederländische ING-Finanzkonzern seinem Formel-1-Sponsoring den Stecker zog, auch die holländische ABN Amro austrat und die unter staatliche Obhut gelangte Royal Bank of Scotland (RBS) ihr Engagement gezwungenermassen aufgab. Im Jahr 2017 drehte die spanische Grossbank Santander beim Ferrari-Rennstall den Geldhahn zu.
Exzesse, vor denen man sich distanzieren will
«Les Echos» schreibt, mit seiner Umweltverschmutzung, der Lärmbelästigung, dem Egoismus, dem Fokus auf Risiko und Geschwindigkeit repräsentiere die Formel 1 alles, wovon sich der Finanzsektor nach den vergangenen Exzessen eigentlich distanzieren wolle.
Die UBS tut das nicht. Sie sei «extrem stolz auf die Zusammenarbeit mit den Partnern in der Formel 1», richtete die Bank der Redaktion von «Les Echos» aus. Die Bank betreibe das Sponsoring, um «Geschäfte zu tätigen» und «Beziehungen zu Kunden aufzubauen», hatte sie auch gegenüber finews.ch erklärt – angesprochen auf ihre sorgsam aufgebaute Reputation als nachhaltige Bank. Sie werde solange in der Formel 1 bleiben, wie es für die Marke UBS Sinn mache.
Dreistelliger Millionenbetrag unter Grübel
Dass ein Formel-1-Engagement die Visibilität einer Marke massiv steigert, ist eine Tatsache. Die UBS fokussiert ihre Präsenz dabei vor allem auf die für sie interessanten Märkte Singapur, Kuala Lumpur, Schanghai und Abu Dhabi, wo entsprechende Rennen alljährlich stattfinden.
Was das Sponsoring kostet, ist nicht bekannt. Im Jahr 2014 hatte die UBS die Summe von 30 Millionen Franken bestätigt – Insider berichten, dass diese die Kosten für die jährlich rund 1'000 eingeladenen Kunden nicht beinhalte. Unter CEO Grübel soll das Engagement pro Jahr einen bedeutenden dreistelligen Millionenbetrag verschlungen haben.
Kleiner Konkurrenz vor der Nase
Angesichts ihres aktiv vermarkteten Engagements in sozialen und ökologischen Fragen ist sich die UBS durchaus bewusst, dass die Formel 1 im Widerspruch zu diesem Image steht. Doch es bestehe ein Gleichgewicht zwischen den Bestrebungen, die Geschäfte der Bank zu fördern indem sie die Formel 1 unterstütze und den Bestrebungen, die eigene Umweltbilanz stetig zu verbessern, so die UBS gegenüber dem französischen Blatt.
Dann bricht die Grossbank der Formel 1 eine weitere Lanze: Die Rennserie sei einer der ersten internationalen Sportveranstalter gewesen, die ihre CO2-Emissionen kompensiert habe. Die Formel 1 sei seit 1997 CO2-neutral, «lange bevor sich andere diesem globalen Problem angenommen haben.»
Tatsache ist allerdings auch, dass die UBS zu gerne einer der Hauptsponsoren der immer populärer werdenden Rennserie Formula E geworden wäre. Doch nun steht der Grossbank hier der kleinere Schweizer Konkurrent Julius Bär vor der Nase.