Die Bank Vontobel fürchtet sich nicht vor den anhaltenden Negativzinsen. Im Gegenteil, einige Produkte werden von Kunden geradezu überrannt. Dass andere Kunden wegen Negativzinsen die Bank wechseln könnten, fürchtet Vontobel auch nicht.
Nichts auf dieser Welt sei für immer, so der CEO der Schweizer Privatbank Vontobel, Zeno Staub. Auch nicht die Negativzinsen, die den meisten Banken dieser Tage immer noch auf dem Herzen liegen.
An der Präsentation der Halbjahreszahlen am Donnerstag, über die finews.ch bereits berichtet hat, erklärte Staub, dass Vontobel als Asset Manager mit Banklizenz durchaus auch von den negativen Zinsen betroffen sei. Doch dies würde für die Bank kein schwerwiegendes Problem darstellen.
Fonds als Zufluchtsort
Denn erstens betrage der Anteil des Zinsgeschäfts am Gesamtertrag gerade mal 7 Prozent. Laut Staub also ein Thema, doch schon ein eher kleines. Zweitens profitierten andere Geschäftssparten sogar vom Druck der negativen Zinsen, da viele Anleger und Sparer nicht mehr nach klassischen Anlagen suchen würden, sondern nach diversifizierten, breiter gemanagten Investmentprodukten mit einem professionellen Risk-Management-Approach.
Das zeigt sich laut Staub zum Beispiel am «Strategic Income Fund», den Vontobel in London via Twentyfour Asset Management – an der die Bank mit 60 Prozent beteiligt ist – herausgibt. Der Fonds bietet Anlegern Zugang zu «Zinsinstrumenten aus dem gesamten Spektrum von Fixed-Income-Anlagen, wie Investment-Grade-Anleihen, High-Yield-Anleihen, Staatsanleihen und Asset-Backed Securities.» Laut Staub mit Erfolg, denn die verwalteten Vermögen (Bild unten, in CHF Millionen) des Fonds seien seit 2016 jährlich um 150 Prozent gestiegen.
Und drittens erwarte die Bank, dass langfristige Negativzinsen massiven zusätzlichen Druck auf das Bankkonto als klassischen Ort für Sparer und Gläubiger ausüben werde. Staub: «Darum erwarten wir, dass sich die Finanzarchitektur teilweise verändern wird und dass neue Finanzierungsplattformen der neue Treffpunkt für Angebot und Nachfrage werden.»
Darum wolle Vontobel in diesem – laut Staub eher kundenzentrierten und effizienteren – Markt mit ihrer Plattform «Cosmofunding» mitmischen, einem Marktplatz für die Eigenemission von Anleihen und Vermittlung von Darlehen, über den finews.ch bereits berichtet hat.
Keine Angst vor Abfluss
Ein sorgenfreier Umgang mit Negatizinsen – heisst das, die Kundschaft wird nichts davon zu spüren bekommen? Teilweise schon, erklärt Staub. Im Dialog werde man Kunden, die – im Verhältnis zum gesamten Portfolio bei Vontobel – über enorm grosse Cash-Positionen verfügen, darauf hinweisen, dass man das Geld auch anlegen könne, da Vontobel eigentlich für klassische Bankkonti der falsche Anbieter sei.
Wollten einzelne Kunden das nicht und wären trotzdem bereit, die «nicht gerade günstigen» Gebühren der Bank zu bezahlen, müsse man sich überlegen, die Negativzinsen auf solche Kunden abzuwälzen. Aber schlussendlich sei es solchen Kunden natürlich auch jederzeit freigestellt, die Bank zu wechseln. Diese Art von Geldabfluss fürchte man nicht, sagte der Vontobel-CEO.