Papua Neuguinea lieh sich im Jahr 2014 Geld von der UBS für ein – scheinbar – lukratives Geschäft. Stattdessen bringen das Darlehen und seine Folgen die Politik des Pazifik-Staats bis heute durcheinander.
James Marape ist erst seit zwei Monaten Premierminister von Papua Neuguinea. Trotzdem musste er bereits diese Woche eine parlamentarische Untersuchung anordnen, die sich unter anderem auch gegen ihn selbst richtet.
Denn Marape hatte – ebenso wie sein Vorgänger Peter O'Neill – gegen besseres Wissen grünes Licht dafür gegeben, dass sich die staatliche Erdölfirma von Papua Neuguinea mit 10 Prozent an der Firma Oil Search beteiligte, wie der «Guardian» gestern Donnerstag berichtete. Das dafür nötige Darlehen von 1,2 Milliarden Dollar sprengte die entsprechenden gesetzlichen Beschränkungen.
Lukrativ für UBS
Für die UBS, von deren Einheit in Australien das Geld gekommen war, soll es eine lukrative Transaktion gewesen sein: Wie die «Australian Financial Review» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, verdiente die Bank mindestens 120 Millionen Dollar daran.
Im Unterschied zu den Politikern auf der Gegenseite sicherten sich die UBS-Banker ausserdem ab. Der Absturz des Ölpreises entwertete auch die Aktien im Besitz der staatlichen Erdölfirma, welche diese schliesslich mit grossem Verlust verkaufen musste.
Nationaler Champion
Die Rolle des Schweizer Instituts wurde vom Ombudsman Papua Neuguineas zwar ebenfalls kritisiert. Hauptsächlich rügte dieser allerdings die lokalen Politiker, welche mit dem Geschäft nicht zuletzt gegen die Verfassung verstossen haben könnten.
So ist zum Beispiel nicht klar, ob die nationale Erdölfirma, über welche die teure Investition getätigt worden war, überhaupt im juristischen Sinn existierte. Der frühere Premierminister O'Neill wollte damit sicherstellen, dass der «National Champion» Oil Search nicht in fremde Hände fallen konnte und hoffte wohl, das Land werde vom Ölboom profitieren.
Unklarer Sachverhalt
Stattdessen kostete ihn die Affäre fünf Jahre später den Posten, welchen er seit 2012 inne gehabt hatte. Der Berichterstattung der «Australian Financial Review» zufolge gibt er für die Misere neben den unvorhersehbaren Rohstoffmärkten auch der grundlosen politischen Opposition gegen den Deal die Schuld.
Auch wenn O'Neill ein Interesse daran hat, anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben: Die Politik des Inselstaats ist verworren. So herrscht dem Vernehmen nach unter den Beteiligten Uneinigkeit darüber, ob das Parlament das Darlehen abgesegnet hat oder nicht – die fehlende Zustimmung ist ein weiterer Mangel, den der Ombudsman kritisierte.
Rufschädigendes Geschäft?
Für die UBS scheint der Schaden bislang vorwiegend den Ruf der Bank zu betreffen, welche gegenüber Papua Neuguinea – dessen Bruttoinlandsprodukt kleiner ist als der Börsenwert der Bank – am längeren Hebel sitzen dürfte. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht ist über den Sachverhalt allerdings ebenfalls im Bild.
Selbst will das Institut den Fall nicht kommentieren. Bei der Überprüfung aller Geschäfte halte man aber strikte Standards ein.