Die Schweizer Privatbanken und Vermögensverwalter haben wenig zu klagen – sie zählen zu den grössten der Welt. Gerade deshalb verlangen ihre Repräsentanten noch mehr Anstrengungen von Seiten der Politik.
Zehn Jahre nach der Krise auf dem Finanzmarkt sind die Schweizer Privatbankiers und Wealth Manager so stark aufgestellt wie eh und je: Mit 2'400 Milliarden Dollar an verwalteten Vermögen im offshore Geschäft sind sie der Konkurrenz weit enteilt. Singapur und Hong Kong beispielsweise weisen in diesem Sektor zusammen «lediglich» 2'000 Milliarden Dollar aus.
Aus dieser Position der Stärke lassen sich Forderungen leichter stellen. Die Vereinigung Schweizer Privatbanken (VSPB) und die Vereinigung Schweizerischer Assetmanagement- und Vermögensverwaltungsbanken (VAV), welche traditionellerweise eine gemeinsame Jahrespressekonferenz ausrichten, setzen dabei ihren Hebel bei der Politik an.
Das Abkommen stärkt die Schweiz
Die 35 Institute, welche in den beiden Vereinigungen aktiv sind, beschäftigen insgesamt über 26’000 Mitarbeiter, wobei 16'400 davon in der Schweiz tätig sind. Den hohen Anteil der Wertschöpfung im Inland sehen die Vereinigungen in Gefahr, sollte die Schweiz sich dem institutionellen Rahmenabkommen mit der EU verweigern. Schliesslich geht es dabei auch um den verbesserten Marktzugang zur EU. Etwa 1'000 Milliarden Franken an ausländischen Privatvermögen in der Schweiz stammen von Kunden, die in der EU ansässig sind, sagte Yves Mirabaud, Präsident der VSPB und Chef der Mirabaud Privatbank am Donnerstag.
Kein Wunder hat der Genfer Banker wenig Verständnis für den Kurs der SVP, welche sich gegen das Rahmenabkommen und für ein Ende der jetzigen Beziehungen mit der EU einsetzt: «Ich habe Mühe, die Argumentation der SVP zu verstehen. Letztlich stärkt das Abkommen die Position der Schweiz.»
Sollte die Schweiz das Papier ablehnen, wird der bilaterale Weg nach und nach zu einem Ende kommen, zum Nachteil der Wirtschaft und damit auch der Bevölkerung, so die Banker.
Herausforderung Datenschutz
Neben der Sicherung der Beziehungen zur EU sehen die zwei Vereinigungen auch weiteren Handlungsbedarf bei der Steuerpolitik und der Datenschutzregulierung. Zwar verfolgt die Schweiz eine vergleichsweise attraktive Steuerpolitik, was aber nicht unbedingt auf den Finanzbereich zutrifft, wie Marcel Rohner, Präsident der VAV, ausführte.
So ist die Schweiz wegen der Stempel- und Verrechnungssteuern gegenüber vergleichbaren Finanzplätzen benachteiligt. Rohner hofft, dass der Bundesrat mit seinen Absichten, die Verrechnungssteuer zu reformieren, rasch vorankommt. Beispielsweise mit einer Senkung von 35 auf 15 Prozent auf Dividendenzahlungen.
Kompetenzzentrum Sicherheit ist eine Priorität
Um der zunehmendem Bedrohung durch Cyberkriminelle zu begegnen, wollen Banken untereinander, aber auch mit den Behörden, enger zusammenarbeiten: «Für einzelne Finanzakteure wird es (jedoch) zunehmend schwieriger, sich im Alleingang gegen umfassende Attacken zu wehren», sagte Rohner im Hotel Schweizerhof in Bern. «Die Schaffung eines nationalen Kompetenzzentrums Sicherheit seitens des Bundes muss daher prioritär verfolgt werden.»
Die zwei Vereinigungen werden sich am Freitag anlässlich ihres Private Banking Day in Luzern mit dem Thema Datenschutz und Sicherheit eingehend befassen.