Welche Kandidaten haben bei Schweizer Banken die besten Chancen für Top-Jobs? Dass Frauen hoch im Kurs stehen, ist bekannt. finews.ch weiss, welche Kriterien sonst noch zählen.
Die Zukunft ist weiblich. Diese Maxime gilt zunehmend auch für Banken, bei welchen zentrale Stellen immer öfter von Frauen besetzt werden, wie finews.ch bereits gezeigt hat.
Die Schweiz hat gegenüber anderen Ländern immer noch einem Rückstand bei der Beförderung von Frauen auf Chefpositionen. Bei den Banken wird dies noch deutlicher als im Asset Management, wo Fiona Frick Unigestion in Genf führt und Mirjam Staub-Bisang kürzlich bei Blackrock das Rennen um den Spitzenposten in der Schweiz machte.
Die Banken wollen die Zeichen der Zeit erkannt haben. Sie versuchen, mehr Frauen auf die Chefetage zu holen. «Das ist zwar eine gute Entwicklung, die Firmen müssen aber trotzdem alle Ebenen der Organisation im Fokus behalten um kontinuierlichen Nachschub von talentierten Mitarbeitern sicherzustellen, darunter Frauen, nicht-Weisse, Menschen mit einer Behinderung oder solchen, die nicht heterosexuell sind», schrieb die Headhunter-Firma Korn Ferry in einer Studie letzten Monat.
Die heilige Dreifaltigkeit der Personalsuche
Unter altgedienten Schweizer Bankern geht die Mär um, Frauen würden lediglich aufgrund ihres Geschlechts bevorzugt. Das stimmt allerdings so gut wie nie, sagen mehrere Headhunter. Das wichtigste Kriterium für Top-Positionen in der Schweiz ist Erfahrung in den schnell wachsenden Märkten in Asien und Expertise im Technologiebereich oder bei digitalen Projekten.
Sind diese Qualifikationen aber vergleichbar, haben Kandidatinnen einen klaren Vorteil. «Für viele grosse Finanzinstitute ist das im Moment eine Art heilige Dreifaltigkeit», sagt Chris Rowe, Zürcher Partner beim internationalen Headhunter Leathwaite.
«Sie sind zu Recht bemüht, das Ungleichgewicht der Geschlechter auf Managementebene zu korrigieren», sagt Rowe. Wie dringend das ist, zeigt ein Blick auf die grössten Banken des Landes: Bei der UBS sind Frauen im Top-Management nicht einmal mit 8 Prozent vertreten, bei Credit Suisse (CS) sind es auch nur 9 Prozent.
Das Königreich der Blinden
Auf der obersten Stufe hat UBS-CEO Sergio Ermotti sein längst formuliertes Ziel, ein Drittel Frauen in der Geschäftsleitung zu haben, bislang nicht erreicht. Nach einem Umbau der Geschäftsleitung letztes Jahr bleibt Sabine Keller-Busse als einzige Frau im Gremium. Bei der CS ist Compliance-Chefin Lara Warner als Managerin allein auf weiter Flur.
Doch auch abgesehen von Bemühungen um Diversity ist Erfahrung in Asien für europäische Finanzunternehmen von unschätzbarem Wert, sag Rowe. Ein gesunder Leistungsausweis in Digitalprojekten ist ebenfalls wertvoll, sagt er.
«Es ist allerdings einfach, sich im Königreich der Technologie-Blinden als Experte zu verkaufen», sagt der Headhunter. «Den Unterschied machen Kandidaten, die echte Leistungen vorweisen können, an denen sie beteiligt waren, sei es intern oder kundenseitig.»