Seit der Finanzkrise sind passive Anlagen im Aufwind. Doch diese Ära neige sich nun ihrem Ende zu, sagt Fiona Frick, Chefin des Genfer Vermögensverwalters Unigestion, im Gespräch mit finews.ch.
Der Genfer Vermögensverwalter Unigestion ist auf Expansionskurs. Allein in den vergangenen Monaten hat er mehrere hochkarätige Investment-Spezialisten engagiert, wie auch finews.ch berichtete, und mit der Zürcher Private-Equity-Boutique Akina die erste Übernahme seit 20 Jahren aufgegleist.
Was die Digitalisierung von Prozessen anbelangt, ist Unigestion unlängst eine Blockchain-Partnerschaft mit Northern Trust eingegangen und kooperiert mit der Drittfonds-Plattform Allfunds.
Asset Management als Massenware
Für Fiona Frick, CEO von Unigestion, sind dies notwendige Schritte. «Das Asset Management wird immer stärker zu einer Massenware. Als kleiner Anbieter muss man somit jeden Tag um seine Relevanz kämpfen», sagt sie im Gespräch mit finews.ch.
Tatsächlich leiden (aktive) Asset Manager seit einigen Jahren angesichts der Popularität von passiven Anlagen wie Exchange Traded Funds (ETF). Diese Produkte sind gegenüber aktiv bewirtschafteten Vehikeln wesentlich günstiger und füllen so die Portefeuilles vieler Investoren.
Synchrones Wachstum
Auch Unigestion spürt diesen Druck aus der passiven Fondsindustrie. Doch gerade weil die ETF primär dank der Billiggeldpolitik der Notenbanken profitierten, scheint sich das Umfeld nun zu Gunsten aktiver Anlagen zu verändern, wie Frick feststellt. «Die Wirtschaft in den USA, in Europa sowie in den grösseren Schwellenländern wächst zum erstem Mal seit 20 Jahren wieder synchron.» Dies bedeute, dass die Zentralbanken ihre Hilfe zurückfahren werden, so Frick.
Vor diesem ermutigenden Hintergrund glaubt man bei Unigestion, die verwalteten Vermögen in den kommenden drei bis fünf Jahren auf gegen 40 Milliarden Franken zu steigern. Derzeit betreut das 1971 gegründete Finanzinstitut gut 23 Milliarden Franken mit rund 230 Mitarbeitenden an neun Standorten. Seit 2012 ist Unigestion auch in Zürich mit einer Niederlassung präsent. Das Unternehmen gehört zu mehr als 70 Prozent dem Management.
Maschinen werden täglich intelligenter
«In der Finanzindustrie wird es immer wichtiger, dass die Beschäftigten nicht nur ihr Fachgebiet beherrschen, sondern auch akademisches Wissen in anderen Disziplinen aufbauen», erklärt Frick.
Sie sagt dies mit Blick auf eine spezifische Technologie – Künstliche Intelligenz (KI), die alle logischen Denkschritte künftig schneller und präziser als der Mensch vollziehen werde. Die Maschine werde quasi jeden Tag intelligenter, erklärt die Unigestion-Chefin. Umso wichtiger sei es für Mitarbeitende, sich nicht auf den ersten akademischen Lorbeeren auszuruhen, sondern, sich laufend weiterzubilden – auch autodidaktisch.
Kopf aus der Box strecken
Als Vorbild dieser Strategie verweist sie auf den verstorbenen Apple-Mitgründer Steve Jobs, der sich neben seiner Faszination für Software auch für Kalligrafie und Design begeistern konnte. Jobs selber sagte einst, dass es ohne dieses Wissen keinen Mac mit den entsprechenden Schrifttypen gegeben hätte.
Will heissen: Asset Manager müssen den Kopf aus der Box strecken und sich permanent neues Wissen aneignen. Frick fördert diese Sichtweise selber gezielt, indem sie die Belegschaft motiviert, etwa Online-Kurse zu belegen. Sie selber absolviert regelmässig solche Weiterbildungen, derzeit ein Modul über Ethik.
Auch bei Bewerbern achtet man bei Unigestion darauf, ob sie den Willen zeigen, Neues und Branchenfremdes zu erlernen. Besonders interessante Kandidaten seien zudem jene, die ein Zusatzstudium in einer Sozial- oder Geisteswissenschaften absolvierten, so Frick.
Nützliche Philosophie
Frick selber hat neben einem Ökonomie-Abschluss und mehreren Weiterbildungen an der IMD-Kaderschmiede IMD in Lausanne auch ein Lizentiat in Literatur und Philosophie der Universität Dijon.
Im Philosophiestudium habe sie gelernt, über die Probleme, welche die Menschheit seit je her beschäftigen, auf strukturierte Art und Weise zu reflektieren, und das Wissen mit anderen Disziplinen zu verknüpfen – eine Eigenschaft, die bei ihrer täglichen Arbeit als Chefin von grossem Nutzen sei, sagt Frick.
Fiona Frick ist seit 2011 CEO des Vermögensverwalters Unigestion. Sie stiess bereits 1990 zum Unternehmen und verantwortete zunächst den Aufbau des Aktiengeschäfts, das auf der Basis der Minimum-Varianz-Anomalie investiert. Frick ist bis heute Vorsitzende des Investment & Research-Ausschusses und wurde vor kurzem in das Komitee Stratégie & Surveillance (CSS) des auf nachhaltige Investments spezialisierten Verbands Sustainable Finance Geneva (SFG) gewählt. Die Finanzfachfrau besitzt einen Master in Betriebswirtschaft des Pariser Institut Supérieur de Gestion (I.S.G.) und einen Abschluss in Literatur und Philosophie der Universität Dijon. Zudem hat sie mehrere Weiterbildungsprogramme für Führungskräfte an der IMD Business School in Lausanne absolviert.