Verschiedene Indizien weisen darauf hin, dass sich bei der Grossbank sehr viel ändert. Eine Bestandesaufnahme auf dem Turnaround-Weg.
Lange genug stand nun die UBS am Pranger und vor schier unlösbaren Problemen. Doch nun scheint einiges in Bewegung gekommen zu sein. Dafür gibt es verschiedene Hinweise.
1. Neues Selbstbewusstsein
Am vergangenen Wochenende meldete sich erstmals Jürg Zeltner (Bild ganz links) in den Medien zu Wort. Der Leiter des UBS Wealth Management gab klare Signale, wohin die Reise in der Königsdisziplin der Bank gehen soll, und mit der Aussage «Wir raffen nicht einfach Kundengelder zusammen», machte Zeltner auch deutlich, dass die UBS in der Vermögensverwaltung nicht einfach um jeden Preis, sondern nachhaltig und qualitativ wachsen will. Und wenn Zeltner sagt, dass er so bald als möglich ein positives Quartal zeigen will, dürfte dieses Ziel nicht mehr allzu weit sein.
2. Rochaden im Investmentbanking
In den letzten Wochen und Monaten kam es in der Investment-Bank der UBS zu zahlreichen personellen Veränderungen und Verschiebungen in der obersten Führungsriege. Die in Co-Leitung geführte Division mit Carsten Kengeter und Alex Wilmot-Sitwell an der Spitze hat nun auch das immer wieder heikle Gleichgewicht zwischen New York und London gefunden. Ausserdem ist das wachstumsstarke Equity-Geschäft neu positioniert worden und dürfte gute Erträge bringen.
3. Analysten empfehlen die Bank
Nachdem in den letzten zwei Jahren fast jeder Analyst die UBS von seiner Empfehlungsliste gestrichen hatte, vollzieht sich nun ein klarer Meinungswandel. Die grösste Schweizer Bank hat Potenzial und dürfte gegenüber ihre wichtigsten Referenz, der Credit Suisse, in der nächsten Zeit besser abschneiden, zumal die Kursavancen der CS seit geraumer Zeit ins Stocken geraten sind.
4. Staatsvertrag entlastet
Selbst wenn der Staatsvertrag mit den USA umstritten, mitunter gar als Übel bezeichnet und von der Schweiz mehrheitlich nur sehr widerwillig und nach etlichen politischen Querelen sowie Meinungsumschwüngen unterzeichnet werden wird, dürfte er für die UBS eine Befreiung darstellen. Denn vor allem im Ausland gilt die Unterzeichnung als ein wichtiges Signal, dass ein weiteres Problem der UBS nunmehr vom Tisch ist.
5. Aufbruch in den USA
Besonders in den USA verschafft der Staatsvertrag eine bessere Visibilität, wo die UBS steht. Neue Leute, die der nun inthronisierte Chef Robert «Bob» McCann (Bild rechts) von Hand verlesen angeheuert hat, sind nun lange genug dabei, um vorwärts zu machen. Als Alternative zu europäischen Banken, die nun umso mehr mit den negativen Schlagzeilen aus der EU zu kämpfen haben, kann sich die UBS durchaus wieder empfehlen.
6. Schweiz-Geschäft auf gutem Kurs
Mit der Ernennung von Lukas Gähwiler (zweites Bild von links) an die Spitze des Schweizer Geschäfts hat ein Banker die Zügel übernommen, der in der Branche als ausgewiesener und anerkannter Fachmann gilt. Seine Nähe zu anderen ehemaligen CS-Leuten wie Oswald Grübel oder Ulrich Körner, die nun bei der UBS das Sagen haben, ist vertretbar und erweckt nicht den Eindruck, dass dabei unheilvolle Seilschaften bestehen. Ausserdem bringt Gähwiler sowohl an der Kundenfront, im Kreditwesen als auch im Risikomanagement Erfahrung mit. Diese Vielseitigkeit ist viel wert.
7. Bessere Kommunikation im Heimmarkt
Mit Peter Hartmeier übernimmt demnächst ein begnadeter Kommunikator die Leitung der UBS-Media-Relations in der Schweiz. Der ehemalige Chefredaktor des Zürcher «Tages-Anzeiger» hat in seiner ganzen Karriere seine Glaubwürdigkeit bewahrt, er ist bestens vernetzt in Wirtschaft und Politik, und darüber hinaus ist er mit dem Heimmarkt der UBS und hiesigen Gegebenheiten vertraut. Mit anderen Worten: Er kennt die politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Traktanden in diesem Land und wird sie im Sinne der UBS «managen» können.
8. Neuer Ambitionen in den Schwellenländern
Auch im wichtigsten Wachstumsmarkt der Welt, in Asien, meldet sich die UBS wieder zu Wort. Verschiedene Posten konnten mit führenden Leuten von der Konkurrenz neu besetzt werden. Der Asien-Pazifik-Chef Chi-Won Yoon (zweites Bild von rechts) ist jetzt seit einem Jahr in diesem Amt und verfügt somit über genügend Erfahrung, um nun auch nach aussen Zeichen zu setzen. In weiteren Schwellenländern macht sich die UBS ebenfalls bemerkbar, sei das in Brasilien oder in Polen, wo diverse Privatisierungsschritte viel Business für das Investmentbanking bringen.
9. Aufbruch auch an der Personalfront
Seit gut einem halben Jahr hat die UBS ihre Personalsuche intensiviert, was darauf schliessen lässt, dass neue Kapazitäten erforderlich waren. Nun hat sich die Situation etwas beruhigt, was zeigt, dass die Bank nun auch personell wieder gut aufgestellt ist. Zwar sind allein in der Schweiz noch immer mehr als 450 offene Stellen ausgeschrieben, doch gegenüber der Credit Suisse, wo es mehr als 500 Stellen sind, operiert die UBS nun aus einer Position der Stärke. Die vielen Abgänge, wie sie in den letzten Monaten eine Realität waren, kommen allmählich zu einem Ende. Stabilität und Ruhe kehren ein.
10. Onshore etabliert
Vor der Finanzkrise zählte die UBS wohl zu den einzigen Banken Europas, die onshore profitabel waren. Dann war das aus bekannten Gründen nicht mehr der Fall. Nun wird eine Trendumkehr absehbar, oder wie es Jürg Zeltner am letzten Wochenende sagte: «Wir sind auf gutem Weg, Europa diese Jahr profitabel zu gestalten. Wir haben das Fundament, um profitabel zu sein.» Das sind gute Nachrichten, denn der europäische Markt verfügt über ein enormes Potenzial, das aber nur Akteure ausschöpfen können, die Grösse, Handlungsspielraum und die nötigen finanziellen Mittel für derlei Expansionen besitzen. Die UBS hat das Zeugs dazu.