In die Untersuchungen einer ehemaligen UBS-Mitarbeiterin, die von einem Vorgesetzten mutmasslich vergewaltigt worden ist, ist die britische Aufsicht FCA stärker involviert als bisher angenommen.
Im vergangenen Juli erhob eine junge Bankerin der UBS in London in einem Schreiben an Investmentbank-Chef Andrea Orcel schwere Vorwürfe gegen die Schweizer Grossbank. Sie kritisierte die Vorgehensweise der UBS in der Aufarbeitung ihrer Vergewaltigung durch einen ihr höher gestellten Mitarbeiter. Zur mutmasslichen Vergewaltigung soll es im September 2017 gekommen sein.
Die UBS versucht nun nach Kräften die Versäumnisse aufzurollen und hat zu diesem Zweck im vergangenen August die international tätige Anwaltskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer mit der Aufarbeitung beauftragt. Demnach sollen die Anwälte als unabhängige Dritte die internen Prozesse bei der Grossbank im Fall analysieren, wie auch finews.ch berichtete.
Auf Druck der FCA
Allerdings geschah dies offenbar nicht ganz aus freien Stücken. So soll die britische Finanzaufsicht FCA in die Ernennung der Anwaltskanzlei involviert gewesen sein, wie das britische Finanzportal «Financial News» (Artikel bezalpflichtig) am Donnerstag mit Berufung auf anonyme Quellen berichtete.
Demnach übermittelt Freshfields Bruckhaus Deringer ihre Erkenntnisse direkt an die FCA. Davon hängt unter anderem ab, welche Sanktionen die Behörde gegen die UBS und den Beschuldigten ergreifen könnte. Letzterem droht ein Berufsverbot.
Sowohl die FCA als auch die UBS lehnten eine Stellungnahme gegenüber dem Finanzportal ab.
Mangelhafte Aufarbeitung
Beim mutmasslichen Vergewaltigungsofper handelt es sich um eine ehemalige Angestellte der UBS Anfang 20, die ein Programm für Uniabsolventen bei der Investmentbank in London absolvierte. Sie soll im vergangenen September von einem höher gestellten Mitarbeiter der Bank unter Drogen gesetzt und anschliessend in dessen Londoner Wohnung vergewaltigt worden sein.
Daraufhin informierte das mutmassliche Opfer die Personalabteilung der Bank. Dort riet man ihr dem Vernehmen nach, den Übergriff der Polizei zu melden, was die ehemalige Angestellte auch getan hat. Gleichzeitig eröffnete die UBS eine interne Untersuchung, und der angeschuldigte Mitarbeiter Ende 30 wurde daraufhin beurlaubt. Im vergangenen März hat er die Bank verlassen, noch bevor die Untersuchung abgeschlossen werden konnte. Auch das Vergewaltigungsopfer hat ihre Stelle in London mittlerweile gekündigt.
Über die Art und Weise, wie die Personalabteilung der UBS ihren Fall behandelt hat, scheint die Frau indes schwer enttäuscht zu sein. In dem Schreiben an Andrea Orcel kritisierte sie beispielsweise, dass sie noch einen Monat lang mit dem mutmasslichen Täter in den gleichen Räumlichkeiten arbeiten musste.