Zehn Jahre nach der Finanzkrise gibt sich der Dachverband der Schweizer Banken geläutert – man könnte von einer historischen Wende sprechen. Der diesjährige Bankiertag entging jedoch knapp einer Blamage.
Die Gegensätze hätten kaum grösser sein können. Galt der alljährliche Bankiertag früher als elitäre Selbstbeweihräucherungs-Party, die kaum Kosten scheute, steht der Anlass seit diesem Jahr ganz im Zeichen einer neuen Bescheidenheit und dem Anspruch, mit alten Gewohnheiten aufzuräumen, neue Impulse zu setzen und zu lernen – von aussen.
Dies propagierte zumindest Herbert Scheidt, der seit einem Jahr amtierende Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) am gestrigen Stelldichein der Schweizer Bankiers in der Maison de la Paix in Genf. Zehn Jahre nach der Finanzkrise von 2008 plädierte er in einer Zeit der «Fragmentierung und Desintegration» für ein umsichtiges Handeln.
Vertrauen nicht programmierbar
Vor dem Hintergrund der fortschreitenden Digitalisierung stellte er aber auch klar, dass sich Vertrauen – immerhin das wichtigste Gut der Branche – nicht programmieren lasse. Dennoch, das neue Selbstverständnis im Swiss Banking kommt auch in einem neuen Video zum Ausdruck, das am Donnerstag in Genf Premiere hatte. Es porträtiert das Schweizer Bankwesen: jung, unverkrampft, multikulturell und vor allem interdisziplinär.
Scheidt betonte zudem, dass die Banken heute – von aussen – lernen wollten. Das ist insofern neu, als sich die Branche früher vor allem selbstverliebt um ihre eigene Befindlichkeit kümmerte. Als Beispiel für die neue Offenheit galt denn auch das leidenschaftliche Referat von Patrick Aebischer.
Info, Nano, Bio, Cogno
Der langjährige Rektor der Westschweizer Hochschule École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) unterstrich die grossen Stärken der Schweiz im wissenschaftlichen Bereich unter den Stichwörtern Info, Nano, Bio und Cogno und plädierte, dass sich die hiesige Finanzbranche verstärkt als Kapitalvermittlerin engagiere, damit unser Land auch in Zukunft an der Weltspitze mithalten könne.
Ein branchenübergreifendes Podiumsgespräch mit Vertretern von Nestlé/Nespresso, dem Schweizer Aromen- und Duftstoff-Hersteller Firmenich, der Tribune de Genève und dem Seco (Bild oben) unterstrich zusätzlich, dass die Bankbranche nun tatsächlich über den Tellerrand hinaus blickt.
Kritische Töne
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