Wer kann, der kauft zu. Doch in der Schweiz tun sich bislang nur wenige Banken als Konsolidierer hervor. finews.ch zeigt, welche die aktivste Bank der letzten zwei Jahre war.
Seit einigen Jahren schon prognostizieren die Bankenexperten von Beratungsgesellschaften eine massive Flurbereinigung unter den Schweizer Privatbanken. Doch die grosse Welle von Bankverkäufen und -übernahmen hat bislang nicht stattgefunden. Vielmehr ist die Konsolidierung im Swiss Banking ein eher gemächlicher Prozess. Doch auch dieser hat seine Spur gezogen. In den letzten fünf Jahren sind über 30 Privatbanken verschwunden.
Das Jahr mit den meisten Transaktionen in der Schweiz war bislang 2015 gewesen mit zehn Deals. Vergangenes Jahr waren es fünf Deals. 2018 mit der Übernahme der Privatbank Notenstein La Roche durch Vontobel gab es bislang einen einzigen, wie aus einer Aufstellung der Beratungsgesellschaft KPMG hervorgeht.
Zukäufe vor allem im Ausland
Tatsächlich sind die M&A-Aktivitäten von Schweizer Banken gesamthaft deutlich reger. Denn eine Vielzahl von Instituten ist nicht darauf aus, sich im Heimmarkt Schweiz durch eine Übernahme zu stärken. Sie wollen im Ausland den Fussabdruck vertiefen oder den Marktfokus schärfen.
Julius Bär hat sich dabei besonders hervorgetan mit dem 2012 erfolgten Kauf des internationalen Wealth Managements von Merrill Lynch sowie weiteren Zukäufen in Luxemburg (Commerzbank), Brasilien (Reliance und GPS Investimentos) und Italien (Kairos). In den letzten zwei Jahren hat Julius Bär die Einkaufs-Pace allerdings deutlich zurückgefahren.
Überraschungssiegerin UBS
Wie eine Auswertung von finews.ch aus Daten von KPMG ergeben hat, ist inzwischen ein anderer gewichtiger Private-Banking-Player im M&A-Markt am aktivsten unterwegs: Die UBS.
Die getätigten Zukäufe der UBS haben allerdings keine grossen Wellen geschlagen, was wohl an der Relation der Masse der Käuferin zum Kaufobjekt liegt. Anders gesagt: Wenn der Koloss UBS mit über 2,3 Billionen Franken Kundengeldern von der skandinavischen Nordea in Luxemburg verwaltete Vermögen von 15 Milliarden Franken übernimmt, zuckt der Markt kaum mit der Wimper.
Dabei war der Nordea-Deal annähernd so gross wie die Notenstein-Übernahme durch Vontobel mit 16 Milliarden Franken Kundengeldern gewesen.
Hier das Ranking der aktivsten Schweizer Konsolidierer
Auffällig an der Aufstellung von KPMG zu den Konsolidierungsaktivitäten ist, wie wenige Schweizer Privatbanken sich überhaupt in den M&A-Markt vorwagen. Die grosse Abwesende und den Käufern ist beispielsweise die Credit Suisse.
Auch die grossen Genfer Privatbanken standen bislang an der Seitenlinie. Lombard Odier trat nur einmal in Aktion – als Verkäuferin ihres niederländischen Onshore-Geschäftes.
Viele Banken sind «reif» für einen Verkauf
Die Gründe für die weit verbreitete Passivität liegen sicher nicht am Mangel möglicher Kaufobjekte. Gemäss den Experten der KPMG sind mindestes zwei Dutzend Schweizer Privatbanken «reif» für einen Verkauf. Viele von ihnen schreiben seit Jahren rote Zahlen. Sie seien praktisch chancenlos, sich selbst zu retten, so KPMG
Vielmehr waren zahlreiche Banken daran, die Umwälzungen im Offshore-Geschäft zu verdauen und ihr Geschäftsmodell entsprechend anzupassen. Dieser Prozess läuft bei manchen Instituten noch immer, andere dürften sich nun ebenfalls der strategischen Option «Zukauf» widmen – vor allem auch, seit die vergangenen beiden Geschäftsjahre sehr positiv verlaufen sind.
Dabei ist das Umfeld nun vor allem für Verkäufer günstig, wie KPMG-Experte Christian Hintermann feststellte. Die Preise für Privatbanken seien im Steigen begriffen. Den Besitzern jener Banken in der «Todeszone» hat der den Rat mit auf den Weg gegeben: Jetzt verkaufen.