Die Ernennung von Claudio de Sanctis zum Europa-Chef im Wealth Management der Deutschen Bank löst eine Umverteilung von Kompetenzen und Geldern aus. Die Deutsche Bank in Zürich ist direkt betroffen.
Die am Donnerstag erfolgte Berufung von Claudio de Sanctis zum Europa-Chef von Deutsche Bank Wealth Management scheint Züge eines sich anbahnenden Gerangels um Führungskompetenzen in Zürich zu tragen. De Sanctis wird dort im kommendem Dezember starten.
Denn de Sanctis, zuvor bei der Credit Suisse Europa-Chef, erklimmt bei der Deutschen Bank eine Position, die es so zuvor nicht gab. Vielmehr: Nomineller Europa-Chef im Wealth Management ist derzeit noch Peter Hinder, der als CEO Deutsche Bank (Schweiz) auch die Verantwortung über das Private Banking Emea hat, also über Europa, den Nahen Osten und Afrika.
Hinder nur noch Schweiz-Chef
Nun setzt der Deutsche-Bank-Konzern ihrem Schweiz-Chef Hinder quasi de Sanctis vor die Nase. Die Neuorganisation tangiert auch die Rollen von Paul Arni, Leiter Wealth Management Schweiz, und Peter Schmid, Chef für Nord- und Zentraleuropa.
Doch personell ändert sich in Zürich vorläufig nichts, wie eine Sprecherin der Deutschen Bank am Freitag erklärte. Hinder werde sich ab kommenden Jahr nur noch auf seine Rolle als Schweiz-CEO konzentrieren. De Sanctis «erlöst» den früheren UBS-Banker und Ex-Chef der Thurgauer Kantonalbank nach dieser Lesart von seiner Doppelbelastung als Emea-Chef Wealth Management und Länderverantwortlicher.
Herr über deutlich mehr als 100 Milliarden Euro
Die Deutsche Bank beschäftigt in der Schweiz rund 700 Mitarbeiter und bietet neben dem Wealth Management auch Asset Management über die Tochter DWS sowie Investmentbanking an. Arni werde weiterhin im Wealth Management die Marktverantwortung für die Schweiz tragen, einfach unter der Leitung von de Sanctis, so die Sprecherin.
Für de Sanctis hat die Deutsche Bank die Region Europa soweit vergrössert, dass der Ex-CS-Banker Herr über deutlich mehr als 100 Milliarden Euro Kundengelder wird.
Deutschland ist nun auch Europa
Denn Europa umfasst neu auch Deutschland, das bislang separat geführt wurde. Es ist mit 93 Milliarden Euro der weitaus wichtigsten Private-Banking-Markt der Deutschen Bank. Im Rest von Europa waren es bislang weniger als 40 Millarden Euro. Unter den mehr als ein Dutzend Europa-Märkten sind auch die Schweiz, Grossbritannien, Italien, Spanien und Frankreich.
In der Folge wird die Region «Mea», also der Nahe Osten und Afrika, in die Region Asien-Pazifik integriert, wo Lok Yim die Leitung hat und bislang rund 51 Milliarden Euro verwaltete.
Verliert Schmid das Sagen über Frankreich?
Da de Sanctis künftig auch das Sagen über Frankreich haben wird, stellt sich in Zürich die Frage nach Peter Schmid. Sein Marktgebiet umfasste bislang neben Skandinavien, Österreich, den Benelux-Staaten auch das Crossborder-Geschäft mit deutschen Kunden sowie Frankreich.
Schmid hat erst diesen Frühling seine Aufgaben bei der Deutschen Bank aufgenommen, nachdem er Ende 2017 die Union Bancaire Privée (UBP), wo er Zürich-CEO war, verlassen hatte. Weitere Veränderungen im Organigramm der Deutsche Bank (Schweiz) seien noch nicht bestimmt, sagte die Sprecherin nur.