Pascal Gantenbein ist als Raiffeisen-Präsident nicht gesetzt. Die Finma fordert Grossbanken-Erfahrung im Verwaltungsrat der Genossenschaftsbank. Hans-Ulrich Meister soll Lust auf den Job haben.
Hans-Ulrich Meister machte kürzlich als «harter Hund» Schlagzeilen, nachdem er den Langzeit-CEO von Implenia, Anton Affentranger, unsanft vor die Tür gesetzt hat. Meister ist seit gut zwei Jahren Verwaltungsrats-Präsident des Baukonzerns und ein Kollege von Affentranger aus früheren UBS-Zeiten.
Nun fällt sein Name in einem anderen Zusammenhang. Er soll für das Amt des Verwaltungsrats-Präsidenten der Raiffeisen in Frage kommen. Dies schreibt am Donnerstag der «Tages-Anzeiger». Es handelt sich bei dem Artikel um Spekulation – doch immerhin berichtet die Zeitung von mehreren Quellen aus dem Umfeld von Implenia, dass Meister Lust auf den Job habe.
Aufgabe: Wiederherstellung der Reputation
Der ehemalige Top-Manager der Credit Suisse (CS) war für finews.ch nicht erreichbar. Dennoch ist die Personalie Meister in der derzeitigen Konstellation bei der angeschlagenen Raiffeisen Schweiz interessant.
Die St. Galler Genossenschaftsbanken-Zentrale steht nach dem Skandal um ihren Ex-Chef Pierin Vincenz und dem von der Finma bescheinigten Versagen des Verwaltungsrates vor der grossen Aufgabe, ihre Glaubwürdigkeit und Reputation wiederherzustellen.
Der «Mister Schweiz» des Banking
Diese Aufgabe möchte Pascal Gantenbein übernehmen. Doch der Interims-Präsident von Raiffeisen ist vor seiner offiziellen Wahl zum Präsidenten im kommenden November bereits umstritten. Grund dafür ist sein unbeirrtes Festhalten an CEO Patrik Gisel, der während 13 Jahren als Vize-Chef von Vincenz amtete und in einige aufsichtsrechtlich unsaubere Geschäfte verwickelt war.
Die Finma wiederum fordert Grossbanken-Erfahrung im Verwaltungsrat der Raiffeisen – Gantenbein hat diese nicht. Damit müsste ohnehin der Name Meister im Nominationsausschuss von Raiffeisen fallen. Der heute 60-jährige Glarner ist sozusagen der «Mister Schweiz» des Banking, bekleidete er doch bei der UBS wie auch bei der Credit Suisse das Amt des Schweiz-Chef.
Leistungsausweis nicht über alle Zweifel erhaben
Bei Meister ist es weniger die Erfahrung und das Banking-Know-how, welches als kritischer Faktor für eine mögliche Nomination gelten können. Sein Leistungsausweis bei der CS ist nicht über alle Zweifel erhaben. Meister war Schweiz-Chef und hatte zudem ab dem Jahr 2013 die undankbare Aufgabe, als Head Private Banking & Wealth Management, die gesamten Kundenvermögen der CS steuerkonform zu machen. Die Herkulesaufgabe forderte Meister mehr als befürchtet.
Es gelang ihm nicht, die (zu) optimistischen Gewinnziele im Private-Banking zu erreichen, und er mühte sich in den verschiedensten Offshore-Märkten der CS mit der Bereinigung der Kundenstruktur ab. Die Quittung erhielt Meister dann mit seine Rauswurf durch den neuen CEO Tidjane Thiam.
Die Ziehsöhne erhielten den Vorrang
Dieser zog Thomas Gottstein als Chef der CS Schweiz vor, und Iqbal Khan als Chef des internationalen Wealth Managements. Sowohl Gottstein als auch Khan waren von Meister gefördert worden.
Mit 60 Jahren wäre Meister keineswegs zu alt für den Präsidentenjob bei Raiffeisen. Ihm geht auch nicht die Konsequenz und die Fähigkeit zu harten Personalentscheiden ab, welche das Amt von ihm zweifellos verlangen würde.