Das von einem ehemaligen CS-Banker gegründete Startup Revolut sorgt in der Schweiz für Furore. Doch die Arbeit dort ist kein Spaziergang, wie der Chef gleich selber zugibt.
Nikolay Storonsky ist auch in der Schweiz ein gefeierter Gast. So war der Gründer und Chef der in London beheimateten Jungfirma Revolut die Attraktion am Fintech-Event «Finance 2.0» vom vergangenen März. Auch letzten November an der Retail Banking Konferenz, organisiert vom Institut für Finanzdienstleistungen (IFZ) in Zug, flogen dem 32-jährigen ehemaligen Credit-Suisse-Investmentbanker die Herzen der Digitalisierungs-Fans zu.
Auch hiesige Medien liessen sich von der Aufregung anstecken. «Britischer Jungunternehmer schockt Schweizer Banker», titelte der «Tagesanzeiger», während finews.ch Storonsky als «Bankenschreck» bezeichnete. Tatsächlich hält der ehemalige Grossbanker mit seiner Kritik am Finanz-Establishment nicht hinter dem Berg. Und seine Firma könnte diesem durchaus noch gefährlich werden.
Erfolg ist nicht umsonst
Kern des Revolut-Angebots ist eine Smartphone-App. Damit können sich die Nutzer gegenseitig Geld überweisen oder mit einer dazugehörenden Debitkarte Waren und Dienstleistungen bezahlen. Dabei fallen keine Wechselgebühren an, und es wird der Interbankenkurs verwendet. Gebührenfrei ist bis zu einem bestimmten Betrag auch der Geldbezug am Bankomaten.
Das zieht. In der Schweiz nutzen offenbar an die 30'000 Personen die App. Insgesamt zählt Revolut nach eigenen Angaben 1 Million Nutzer. Bis in fünf Jahren sollen es laut Storonsky 50 Millionen sein. Auch die Investoren stehen Schlange. Letzten Sommer konnte die Firma 66 Millionen Dollar Wagniskapital äufnen.
Trotz Gratis-App ist jener Erfolg aber keineswegs umsonst. Nicht zuletzt die rund 260 Mitarbeiter von Revolut zahlen dafür einen hohen Preis, wie das britische Finanz-Portal «Efinancialcareers» nun berichtete. Das Kernteam arbeitet offenbar zwölf bis 13 Stunden pro Tag. Viele Angestellten malochen auch übers Wochenende weiter.
Wer's nicht bringt, fliegt
Wer die Leistung nicht bringt, fliegt. Der erste Entwickler, der erste Designer und der erste Risikospezialist des gut zweijährigen Startups sind bereits wieder weg. Dazu steht Mitgründer Storonsky ganz offen.
«Wer die Welt verbessern will, muss Wände einreissen», glaubt der Revolut-Chef. «Und Wände-Einreissen bedeutet viel Arbeit – und beansprucht leider auch viel Zeit.» Freimütig gibt er zu, sich nicht viel um die Work-Life-Balance seiner Untergebenen zu scheren. Er selber gibt mit einem Arbeitstag von 8 Uhr früh bis 10 Uhr Abends – inklusive Wochenenden – den Takt vor.
Nicht alle machen diesen Takt lange mit. Ein ehemaliger Manager der Firma liess sich mit der Aussage zitieren: «Man kann sein Leben der Arbeit opfern. Aber nicht auf ewig.»
Halsbrecherische Ambitionen
Das bei Revolut bald ein milderes Arbeitsklima herrscht, ist wenig wahrscheinlich. Geld verdient die Jungfirma nämlich keines, hat aber für 2018 bereits wieder halsbrecherische Ambitionen. So die Expansion nach Asien und den USA sowie eine Bankenlizenz in Litauen, um zum «Amazon fürs Banking» aufzusteigen, wie der Chef hofft.