Die Zürcher Privatbank Julius Bär liess der Kundenfront lange viel Freiraum. Nun dreht der Wind.
Wenn die Julius-Bär-Führung Wachstum sagte, dann meinte sie bisher meistens mehr Kundenberater. Unter dem letzten November ausgeschiedenen CEO Boris Collardi wurde die Kundenfront massiv ausgebaut, insbesondere in Asien. Nach den «erheblichen» Investitionen in die Rekrutierung von Kundenberatern im Jahr 2016 sei der Fokus letztes Jahr auf der Qualität gelegen, berichtete das Institut nun am Mittwoch.
Tatsächlich: Die Privatbank hat letztes Jahr die Zahl der Vollzeitstellen im Bereich Kundenberatung nun noch um 13 auf 1'396 erhöht. Das entspricht gerade Mal einer Zunahme um 1 Prozent.
Neue Teamleiter abkommandiert
Ebenfalls hat die Gruppe eine neue Struktur mit spezialisierten Markt- und Teamleitungsfunktionen für das Front Office eingeführt, wie es weiter hiess. Als Folge davon werden 28 ehemalige Kundenberater nicht mehr als solche geführt. Sie haben neue Funktionen übernommen.
Das sind Indizien, dass der Wind an der Front allmählich dreht. Gerade in Marktgebieten wie der Schweiz konnten Berater mit grossen Kundenbüchern schalten und walten wie Könige, heisst es in der Branche. Die neu eingezogene Linie der Teamleiter dürfte nun disziplinierend auf solche feudalen Ansprüche wirken.
Sicher nicht leiser wird mit den Massnahmen der Ruf nach mehr Leistung. Wachstum und Ertrag sind bei Julius Bär gleichermassen gefordert, nachdem sich die Kosten-Etrags-Rate (CIR) im letzten Jahr von 68,9 im Jahr 2016 auf 69 Prozent leicht verschlechtert hat.
Höhere Lasten, mehr Unterstützung
Dass der Leistungsanspruch umgesetzt wird, zeigt sich nicht zuletzt am durchschnittlichen Kundengeld pro Berater, im Jargon die «Load». Das Verhältnis erhöhte sich 2017 bereits um 14 Prozent auf 278 Millionen Franken.
Dabei soll die Front aber auch mehr Unterstützung aus der Etappe erhalten, versprach der neuen Bär-CEO Bernhard Hodler am Mittwoch: «Wir werden in die weitere Verbesserung unserer Infrastruktur und Prozesse investieren, die unsere Kundenberater dabei unterstützen, ganzheitliche Beratung anzubieten.»