Das eigentlich abgeschlossene Thema um unversteuerte Kundengelder ist bei Credit-Suisse-Konzernchef Tidjane Thiam nach wie vor präsent, wie er in einem Interview einräumt.
Der US-Steuerstreit hinterliess bei der Credit Suisse (CS) tiefe Spuren. Dies zeigte sich eindrücklich im Mai 2014, als die Schweizer Grossbank in den USA wegen Steuervergehen für schuldig befunden wurde und eine Busse von 2,6 Milliarden Dollar bezahlen musste. Gleichzeitig musste die Bank künftiges «Wohlverhalten» versprechen.
Wohl auch vor diesem Hintergrund gibt sich Tidjane Thiam betont geläutert. «Wir verkaufen Sicherheit und nicht Geheimhaltung», sagte er im Interview mit «Bloomberg» am Rande des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos.
Sache noch nicht vom Tisch
Trotz Milliardenbussen ist die Sache für die CS noch nicht definitiv vom Tisch. So rückt das Department of Justice (DoJ) den sogenannten «Leavers» auf die Pelle. Dabei handelt es sich um amerikanische Bürger, die Konten von Schweizer Banken zu anderen Finanzinstituten in Drittländern transferiert haben. In diesem Kontext machte der Fall Dan Horsky für Schlagzeilen. Der frühere CS-Kunde israelisch-amerikanischer Herkunft, der als Wirtschaftsprofessor zeitweilig an der Universität Bern unterrichtete, hatte mehr als 200 Millionen Dollar unversteuert bei der Schweizer Grossbank gehortet.
In diesem Kontext hat die USA vor über zwei Jahren bei der CS einen Wachhund platziert und mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattet. Dabei handelt es sich um den US-Anwalt Neil Barofsky. Sein Fokus richtet sich auf das Aufdecken unversteuerter amerikanischer Kundengelder. Barofsky und sein Team stellen ihre Spurensuche der CS in Rechnung. Gegen 600 Millionen Dollar an Kosten sind dem Vernehmen nach bislang aufgelaufen.
«Seltene Kombination»
Dies schmerzt die zweitgrösste Bank der Schweiz, die sich unter der Ägide von Thiam ein einschneidendes Kostensenkungsprogramm auferlegt hat. Bis Ende 2018 sollen die Kosten auf unter 17 Milliarden Franken sinken. Gleichzeitig sollen die Erträge konzernweit gesteigert werden.
Hier sieht der CS-Frontmann Licht am Ende des Horizonts. «Seit Anfang Jahr beobachten wir eine seltene Kombination aus steigenden Aktienmärkten und steigender Volatilität», erklärte er Interview mit «Bloomberg» weiter. Diese Verknüpfung bescherte der Credit Suisse (CS) «einen guten Start ins neue Jahr», so Thiam weiter. Er betonte gleichwohl, dass man aus den ersten 20 Handelstagen noch keine grossen Rückschlüsse ziehen könne.
In den vergangenen Quartalen haben Credit Suisse & Co. jeweils unter den kaum messbaren Marktschwankungen gelitten.
Credit Suisse spürt Rückenwind
Gleichwohl befindet sich die UBS-Rivalin mit Blick auf die Aktienkursentwicklung in einem aufstrebenden Momentum. Daran hat auch der Milliardenabschreiber auf die Verlustvorträge im Zusammenhang mit der US-Steuerreform nichts geändert. Die CS erwartet eine Wertminderung von 2,3 Milliarden Franken und in der Folge ein weiteres Quartal mit roten Zahlen.
Die robustere Verfassung der zweitgrössten Bank der Schweiz ist auch auf Fortschritte des 2015 gestarteten dreijährigen Restrukturierungsplans zurückzuführen, wonach das Vermögensverwaltungsgeschäft gestärkt und das Investmentbanking – insbesondere der Trading-Bereich – abgebaut werden.
Mit SRU auf Kurs
Eine zentrale Rolle fällt dabei der sogenannten Strategic Resolution Unit (SRU) zu, in die Altlasten des Handelsgeschäfts abgeschoben wurden – eine tonnenschwere Bürde. 2016 bunkerte die Einheit toxische Papiere in der Höhe von 77 Milliarden Franken. Das Lostreten der «Schrottpapiere» kostete die CS Milliarden. Seit 2013 summieren sich die Verluste dieses «Abfallkübels» der CS auf rund 14 Milliarden Franken.
Auf Ende des laufenden Jahres plant die CS wie angekündigt die Schliessung der Einheit, was in der Folge die Erträge der anderen Einheiten erhöhen werde, so Thiam. Er rechnet mit einer Eigenkapitalrendite von mindestens 15 Prozent.
Weitere Details zum Geschäftsverlauf wird die Credit Suisse an der Präsentation des Jahresergebnisses 2017 am 14. Februar bekannt geben.