Namhafte Investoren haben ihren Rückzug bekanntgegeben oder treten ins zweite Glied – die Gründe.
Der 87-jährige Warren Buffett hat dieser Tage die Spekulationen über seinen Rücktritt wieder einmal angeheizt, indem das «Orakel von Omaha» ein Zweierticket für den Verwaltungsrat seiner Investmentfirma Berkshire Hathaway vorlegte.
Auch der 81 Jahre alte Mark Mobius, Indiana Jones der Emerging Markets genannt, geht nach 30 Jahren als Fondsmanager bei Franklin Templeton per Ende Januar von Bord. Ray Dalio, Gründer des weltgrössten Hedgefonds Bridgewater Associates, gab im vergangenen Jahr den Co-CEO-Posten ab. Der 68-jährige Hedgefonds-Star bleibt aber einer von drei leitenden Investment-Strategen.
Und der 75-jährige Rohstoff-Aficionado Jim Rogers vertritt seine Investmentideen seit geraumer Zeit mit viel weniger Verve als früher. Die Liste an Investmentlegenden, die sich zurückziehen, liesse sich noch beliebig verlängern.
Disruptor Internet
Dieses Phänomen ist aus vielerlei Hinsicht augenfällig. So haben die erwähnten Anlageprofis ihr Pensionsalter teils weit überschritten. Sie geniessen zwar nach wie vor viel Aufmerksamkeit und Nachahmer, selbst wenn sie zuletzt weniger erfolgreich agierten, wie Mark Mobius. Auch interessant: Es kommt keine neue Armada an Gallionsfiguren angesegelt.
Dass frisches Blut ausbleibt, hat auch mit einem seit gut zehn Jahren dauernden Paradigmenwechsel im Anlegen zu tun. Im Zeitalter des Internets ist es viel einfacher geworden, Informationen über eine Firma in Ostasien oder eines Startups im südlichen Afrika einzusehen als vor der Internet-Revolution in den 1990er-Jahren.
Vor dem Internetzeitalter mussten vor Ort Informationen gesammelt werden, um zu entscheiden, ob sich ein Investment lohnt oder nicht. Jim Rogers ist auf der Suche nach neuen Investmentideen mit dem Motorrad um die Welt gekurvt. Solche Recherche-Trips sind heutzutage kaum mehr notwendig – viele der relevanten Informationen lassen sich mit wenigen Klicks abrufen.
Erfolgsgeschichte Indexfonds
Für aktive Investoren ist es somit weit schwieriger geworden, unterbewertete Anlagen aufzuspüren oder neue Anlagetrends zu entdecken. Vielmehr verteilen sich die Informationen aus fast jedem Winkel der Erde innert weniger Stunden über den Globus.
Die neuen Informationstechnologien bereiteten einer im Vergleich zum aktiven Investieren jungen Anlageform den Weg – dem passiven Investieren. Es mag Zufall sein, aber just mit der breiten Nutzung des Internets in den 1990er-Jahren kam der erste börsengehandelte Börsenindex (Exchange Traded Funds, ETF) auf den Markt, der sogenannte «Spider» und legte damit den Grundstein für die fulminante Erfolgsgeschichte der ETFs.
Mittlerweile decken die Fonds allerlei Investmentthemen ab, und die Asset Manager geben sich sehr erfinderisch, um im ETF-Dschungel aufzufallen. Ob die Entwicklung sinnvoll ist, steht auf einem anderen Blatt.
Algorithmen sind die neuen Stars
Dazu ersetzen heute die Algorithmen vermehrt die Arbeit der aktiven Investoren. Die technisch sophistizierten Computerprogramme sind den Investoren aus Fleisch und Blut überlegen. Sie scannen in Sekundenschnelle den Markt und geben Kauf- und Verkaufsempfehlungen ab. Gegen diese zunehmende Automatisierung der Anlageentscheide können sich die aktiven Investoren nicht gross wehren – dafür sind die Technologien schlicht zu gut.
Unter diesen Prämissen wird es für aktive Investoren je länger je schwieriger, Kultstatus à la Buffett & Co. zu erreichen.