In amerikanischen Finanzkreisen mehren sich die Zweifel, ob der UBS-Banker die Wende im US-Wealth-Management schafft.
Ähnlich wie sein Mentor Oswald Grübel erhielt der Ex-Merrill-Lynch-Mann Robert «Bob» McCann viel Vorschusslorbeeren, als er im letzten Jahr endlich die Leitung des UBS Wealth Management Americas übernehmen konnte. Und am Investoren-Tag vom 17. November 2009 in Zürich präsentierte der smarte Amerikaner denn auch ehrgeizige Ziele.
Damals versprach er, in «100 Tagen» einen Plan zu präsentieren, wie seine Division wieder auf Erfolgskurs kommen würde und dabei auch den Exodus von Beratern und Kunden stoppen könnte. Nun läuft McCanns Schonfrist allmählich ab.
Neue Strategie noch in diesem Monat
Wie aus amerikanischen Finanzkreisen zu vernehmen ist, soll die mit Spannung erwartete Strategie noch vor Ende dieses Monats vorgelegt werden. Damit bestünde auch mehr Klarheit für die Aktionäre, die sich am 14. April 2010 zur Generalversammlung in Basel treffen werden.
Die Ausgestaltung dieses Plans ist das eine. Der Zeitrahmen ist das andere. Denn in der Branche gelangt man zur Überzeugung, dass McCann nicht mehr alle Zeit der Welt hat, um das US-Geschäft auf Vordermann zu bringen. Zuviel Geschirr ist bereits in die Brüche gegangen, und die weiterhin unklare Situation zwischen der UBS respektive der Schweiz und den USA bei der Auslieferung von Kundendaten nagt an der Verlässlichkeit der Bank.
Unheilvolle Vermischung von Onshore und Offshore
Vor diesem Hintergrund zog die UBS zeitweilig einen Verkauf des US-Geschäfts in Betracht. So kam es bereits Ende 2008 zu Gesprächen mit Morgan Stanley sowie mit Wachovia Securities. Doch die Kaufangebote waren zu tief. In Folge dessen beschloss die Schweizer Grossbank, den Geschäftsbereich zu behalten und setzte alle Hoffnungen in Bob McCann, der bei Merrill Lynch immerhin den Bereich mit vermögenden Privatkunden erfolgreich geleitet hatte.
Das Wealth Management Americas der UBS stammt grösstenteils vom Broker-Haus PaineWebber, das die Schweizer Grossbank im Sommer 2000 übernommen hatte. Die UBS wollte damals, dieses Geschäft mit dem eigenen Private Banking verschmelzen, was letztlich nicht klappte, sondern zu einer unheilvollen Vermischung von On- und Offshore und in letzter Konsequenz zu den fatalen Deals führte, die der Ex-UBS-Berater Bradley Birkenfeld an die Öffentlichkeit respektive zu den US-Steuerbehörden trug.
Joseph Grano wollte kaufen
Sich der Problematik dieses Geschäfts bewusst, regte der frühere PaineWebber-Präsident und spätere UBS-Kadermann Joseph Grano eine Ausgliederung oder einen Verkauf der Sparte an; erstmals 2008 und später nochmals Anfang 2009. Grano, der die UBS bereits 2004 verlassen hatte, blieb mit seinem Angebot, das er mit einigen anderen Investoren durchziehen wollte, aber erfolglos.
Heute beurteilt er die Erfolgschancen des UBS Wealth Management Americas skeptisch. Er glaube nicht, dass McCann in der Lage sei, mit dem Geschäft an frühere Erfolge anzuknüpfen ohne vorher den Namen zu ändern, sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur «Reuters».
Illegal und zwielichtig
Für ihn ist die Marke inzwischen allzu lädiert. Mehr noch: Er ist überzeugt, dass eine Rückbesinnung auf den seinerzeit gut eingeführten «Brand» PaineWebber Erfolg versprechender wäre. Nach seinem Dafürhalten wird der Name UBS heute zu sehr mit etwas «Illegalem und Zwielichtigem» assoziiert.
Vor diesem Hintergrund hat Bob McCann tatsächlich einen schweren Stand. Mittelfristig peilt er einen Gewinn vor Steuern von einer Milliarde Franken an. Das ist sehr ambitiös, nachdem die Sparte 2008 mehr als 800 Millionen Franken Verlust einfuhr und 2009 gerade mal einen Gewinn von 32 Millionen Franken generierte.
Der Goodwill, den McCann nach wie vor geniesst, geht auf seine umgängliche und integere Person zurück und auf die Tatsache, dass er bei Merrill Lynch gute Arbeit geleistet hatte. Umso mehr darf man auf seinen neuen Plan gespannt sein.