3. Risiko hat sich ausgezahlt
Die grosse Schwäche der CS war ihre dünne Kapitaldecke. Das Management unter Brady Dougan und der Verwaltungsrat unter Präsident Urs Rohner (beide im Bild unten) hatten es während Jahren versäumt, in Verkennung der regulatorischen Kapitalverschärfungen, das Problem zu lösen. Das machte Thiam.
Mit mehr als 10 Milliarden Franken an frischem Geld legte er ein neues Fundament. Dieses festigte er, in dem er rigoros nur noch auf Geschäfte setzt, die ihre Kapitalkosten auch einspielen. Dabei betrieb Thiam ein riskantes Spiel: Denn die 6 Milliarden Franken, welche die erste Kapitalerhöhung Ende 2015 einspielte, hatten den Goodwill der Aktionäre bereits aufs Äusserste strapaziert.
Doch auch die zweite Geldaufnahme im vergangenen Mai schluckten die Aktionäre – wohl deshalb, weil bereits positive Resultate der Restrukturierung sichtbar waren. Die entstandene Verwässerung ist fünf Monate nach der Kapitalerhöhung absorbiert.
4. Spezialgeschäfte als Ertragssäule
Zur Kernkompetenz der CS zählen auch Flugzeug- und Schiffsfinanzierungen sowohl für Private als auch für institutionelle Kunden. Dieses Geschäft betreibt die Bank bereits seit über 70 Jahren. In diesem Bereich, der seit dem Abgang von John Häfelfinger im Mai 2016 unter der Leitung von Martin Hofacker steht, ist die CS seit der letzten Finanzkrise auch deutlich gewachsen.
Wer mehr Risiko nimmt, bekommt mehr Rendite, setzt sich aber auch einem grösseren Verlustpotenzial aus. Der UBS sind solche Geschäfte zumindest innerhalb der Vermögensverwaltungs-Einheit ein zu heisses Eisen, wie Wealth-Management-Chef Jürg Zeltner kürzlich gegenüber «Reuters» erklärte.
5. DNA ist dieselbe geblieben
Während die UBS heute eine andere Bank ist als noch vor zehn Jahren, ist die sogenannte DNA der Credit Suisse auch nach ihrem Umbau dieselbe. Es gehört zu ihrer Kultur, als Kredit- und Handelsbank immer etwas höhere Risiken zu nehmen als ein konservativer Wealth Manager. Diese Strategie verfolgt das Unternehmen ebenso im Private Banking, wo sie wohlhabenden Kunden bereitwilliger Kredite vergibt als etwa eine UBS.
Und entgegen den Prognosen vieler Medien setzt Thiam nach wie vor auf die Investmentbank. Der Ertragsmix hat sich zwar etwas stärker in Richtung Vermögensverwaltung verschoben, doch kommen noch immer 40 Prozent der Einnahmen aus dem Investmentbanking. Das scheinen die Investoren gegenwärtig zu schätzen.
6. Licht am Ende des Tunnels
Nicht nur bei den Mitarbeitern und Kunden geniesst die CS wieder mehr Vertrauen. Auch die Investoren sehen die Schweizer Grossbank wieder in besserem Licht, wie auch die Entwicklung des Kurs-Buchwert-Verhältnisses (KBV) zeigt.
Vor rund einem Jahr lag dieser Wert bei 0,6. Aktuell beträgt er 0,88. Das bedeutet, dass die CS-Aktien mit einem Abschlag von 12 Prozent zum Bilanzwert handeln. Die Unternehmensbewertung der CS hat sich in den vergangenen Monaten verbessert, im Vergleich zur UBS liegt sie jedoch immer noch zurück. Die CS-Rivalin hat ein KBV von 1,2.
7. Kluges Timing in Asien
Auch in Asien hat die CS in den vergangenen Monaten Zeichen gesetzt. Während es der UBS mit ihrer vorwiegend konservativen Geschäftspolitik vergleichsweise schwer fällt, neue Kunden zu gewinnen, setzt die Konkurrentin auch da auf mehr Risiko, indem sie freizügiger bei der Kreditvergabe an Privatpersonen ist.
Im Moment wissen das die asiatischen Kunden zu schätzen, zumal die Börse nach den Verwerfungen im Spätsommer 2015 und Anfang 2016 nun wieder stetig nach oben tendieren. Zudem scheint die im vergangenen Jahr lancierte Personaloffensive in Asien inzwischen seine Früchte zu tragen.
8. Kaum auf dem Radar
Unter Finanzanalysten ist derzeit wenig von der CS die Rede. Eher konzentrieren sich die Auguren auf spektakuläre Turnaroundfälle im europäischen Bankensektor oder aber auf die klassischen Vermögensverwaltungsbanken in der Schweiz.
Das sind gute Voraussetzungen für das Unternehmen, um in Ruhe zu arbeiten und nachhaltige Verbesserungen zu erzielen. Sobald diese dann offenkundig sind, wird sich das Interesse an den CS-Valoren zweifelsohne verstärken – aber vielleicht ist es dann bereits wieder zu spät.
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