Nach all den Negativschlagzeilen übernimmt nun ein Vertrauter von CEO Tidjane Thiam bei der Credit Suisse die Oberaufsicht über die Kommunikation. Wie finews.ch erfahren hat, erhält er noch zusätzliche Verstärkung.
Adam Gishen (Bild unten) bewegt sich auf der Überholspur. Wie die Credit Suisse (CS) gegenüber finews.ch bestätigte, übernimmt der ehemalige Lehman-Brothers-Banker die Verantwortung zur Unternehmenskommunikation. Dies zusätzlich zu seiner bisherigen Rolle als Leiter des Bereichs Investor Relations.
Die neue Charge tritt Gishen per sofort an, und gewinnt damit rund mehr als 60 Untergebene hinzu, wie weiter zu erfahren war. Diese arbeiteten zuvor für Peter Goerke, der in der Konzernleitung der CS sitzt und künftig nur noch das Personalwesen führt.
Schlagzeilen zuhauf
Das Revirement kommt wohl nicht von ungefähr. Chef Tidjane Thiam musste in den vergangenen Monaten reichlich Negativschlagzeilen über sich ergehen lassen. So erregte etwa die Gemüter, dass die Grossbank unvermittelt von Plan eines Teilbörsengangs ihres Schweizer Geschäfts zurückgetreten war und stattdessen die Aktionäre um eine Kapitalerhöhung bat.
Zuvor hatte Thiams Lohn für laute Kritik unter den CS-Aktionären gesorgt, ebenso wie die teure Einigungszahlung im Hypothekenstreit mit den USA.
Londoner PR-Mann ging
Die Ernennung kann deshalb als Vorstoss Thiams gewertet werden, die Wogen zu glätten und dafür zu sorgen, dass die Bank kommunikativ den Ball flach hält. Dazu werden Unternehmens- und Eigner-Kommunikation künftig gebündelt und die Zügel einem einzigen Mann in die Hand gegeben – Gishen.
Wie John Murray, ein einflussreicher Londoner PR-Mann, gehört der neue Kommunikationschef zum den engen Verbündeten von Thiam bei der Bank. Murray, der als persönlicher Berater des CEO agierte, ist Anfang Jahr aus persönlichen Gründen von seinem Job zurückgetreten, wie weitere Recherchen ergeben haben.
Schneller Denker
Gishen hat im Gegensatz zu Murray nun nicht nur das Vertrauen des Chefs, sondern steuert im Konzern die Kommunikation ganz offiziell. Der Leiter Unternehmenskommunikation und UBS-Veteran Christoph Meier rapportiert an ihn. Wie finews.ch weiter erfahren, wurde zudem abermals eine externe PR-Agentur engagiert.
Die Hauptverantwortung liegt aber bei Gishen. Dieser war als Partner für die Investmentbank-Boutique Ondra tätig, bevor er letztes Jahr zur CS stiess und sich dort rasch einen Namen als schneller Denker machte. Thiam kennt er aus dessen Zeit als Chef des britischen Versicherers Prudential, der von Ondra beraten wurde.
Staatsmännisch wie Sergio Ermotti?
Nun ist sein Wissen gefragt, um die Bank und ihren Chef ins rechte Licht zu rücken. Das könnte gelingen: Mit der Kapitalerhöhung und dem Abschluss des Hypothekenstreits mit den USA scheinen die dringlichsten Gefahren für die CS gebannt. Statt nur Feuer zu löschen, könnte Thiam bald eine Botschafterrolle für den Konzern einnehmen.
Das gelingt seinem Pendant bei der UBS, Sergio Ermotti, mittlerweile recht gut. Staatsmännisch äussert sich dieser zu Themen wie Brexit, Politik und die Zukunft des Banking und findet auch in ausländischen Medien dankbare Zuhörer. Wie sich zeigte, sieht man Ermotti sogar seinen Lohn nach: Obschon er zuletzt deutlich mehr verdiente als Thiam, hatte der UBS-Chef kaum Kritik von Investoren zu gewärtigen.