Die Schweizer Grossbank greift bei einem gewichtigen Player im brasilianischen Private Banking zu. Damit gibt auch der neue Lateinamerika-Chef der UBS seinen Einstand.
Die UBS hat die Mehrheit am Vermögensverwalter Consenso in Sao Paulo, wie unter anderem die Agentur «Bloomberg» berichtete.
Dabei handelt es sich um das grösste Multi-Family-Office des Landes mit 60 Angestellten und umgerechnet rund 5,8 Milliarden Franken an verwalteten Kundengeldern. Die Firma wurde 2003 von ehemaligen Bankern der Banco BBA Creditanstalt gegründet und unterhält Filialen in Rio de Janeiro, Curitiba und Belo Horizonte. Die Gründer Heinz Gruber, Luiz Borges, Maria Alice Gouvea, Daniel Auerbach und Valeria Milani Pierini bleiben an Bord.
Die UBS will ihr bisheriges Geschäft in Brasilien mit der Tochter Consenso zusammenlegen. Der Zusammenschluss soll zu Beginn des dritten Quartals stattfinden. Angaben zum Kaufpreis machten die Institute nicht.
Velez' Gesellenstück
«Die Transaktion wird es UBS ermöglichen, die Expansion in Brasilien zu beschleunigen und zeigt unsere Bereitschaft, unser Wealth-Management-Geschäft in diesem Kernmarkt zu steigern», kommentierte der UBS-Chef für das lateinamerikanische Vermögensverwaltungsgeschäft, Alejandro Velez, den Deal.
Velez, der 2013 von der Deutschen Bank zur UBS stiess, übernahm erst letzten März die Leitung über die Markregion, zusätzlich zu seinem Job als Head Global Ultra High Net Worth Latin America. Nun hat er erstmals seine Handschrift hinterlassen.
Aussicht auf Wachstum
Unter Länderchefin Sylvia Coutinho hat die UBS die in Brasilien verwalteten Vermögen im ersten Jahresviertel 2017 um gut einen Drittel auf 2,3 Milliarden Franken steigern können – der Consenso-Kauf bedeutet also einen Sprung nach vorne.
Die im lateinamerikanischen Land insgesamt von Banken verwalteten Private-Banking-Assets werden auf 260 Milliarden Franken geschätzt und haben in den letzten Monaten ein rasches Wachstum erfahren. Entsprechend ringen auch ausländische Institute um den Markt.
Ein Kommen und Gehen
Anfang 2013 hatten die UBS den Broker Link Investimentos übernommen. Diese, nachdem die Grossbank 2009 ihre Brasilien-Tochter Pactual an den Milliardär Andre Esteves verkauft hatte – erstanden hatte sie das Institut erst drei Jahre zuvor. Die Schweizer mussten deshalb eine neue Banklizenz erwerben und beschäftigen aktuell 250 Angestellte in Brasilien.
Die Erzrivalin Credit Suisse (CS) ist dort übrigens weit gewichtiger aufgestellt: Sie verwaltete dort Ende 2016 rund 28 Milliarden Franken.