An der Generalversammlung hat die Führung der Credit Suisse die neue Kapitalerhöhung als grosse Chance verkauft. Damit macht eine umstrittene Idee eine steile Karriere.
Grünes Licht, um weitere 4 Milliarden frisches Kapital für die Credit Suisse (CS) an den Märkten zu holen: Das ist die Mission von Präsident Urs Rohner und CEO Tidjane Thiam an der ausserordentlichen Generalversammlung heute Donnerstag. Wie auch finews.ch berichtete, will die Bankgruppe rund 405 Millionen neue Namenaktien zum Bezugspreis von 10.80 Franken ausgeben.
Die Kapitalerhöhung stelle insbesondere sicher, dass die Grossbank in den nächsten Jahren über genügend Kapital verfüge, die «ambitionierte Wachstumsstrategie» wie geplant fortzuführen, so Rohner in seiner Rede. Mit dem neuen Kapital könne die CS weiter in die attraktivsten Geschäftsfelder investieren. Laut dem Präsidenten sind dies vor allem das Vermögensverwaltungs-Geschäft der Divisionen Swiss Universal Bank, International Wealth Management und in der Region Asien-Pazifik.
Zudem erlaube die Kapitalerhöhung, die Restrukturierungspläne vollständig umzusetzen und die Bank gegen allfällige unvorhergesehene Marktschwankungen abzusichern, so der Präsident weiter.
Unter den bestkapitalisierten Banken
CEO Thiam beschrieb die Kapitalspritze seinerseits als «grosse Chance». «Wir gehen davon aus, dass unsere verbesserten Kapitalquoten die Credit Suisse unter den bestkapitalisierten Banken ihrer europäischen Vergleichsgruppe positionieren», so der CS-Chef. Tatsächlich droht das Geldhaus diesbezüglich hinter die krisengeschüttelte Deutsche Bank zurückzurutschen, nachdem diese ihre eigene Kapitalerhöhung durchgeführt hat.
Schöne Aussichten also – für ein umstrittenes Vorhaben. Zur Erinnerung: Nachdem die CS-Führung die Aktionäre im Herbst 2015 zu einer Kapitalerhöhung von 6 Milliarden Franken überreden konnte, lautete der Plan, sich das nötige weitere Geld durch einen Teilverkauf des Schweizer Geschäfts an der Börse zu beschaffen.
2017 änderte sich die Rhetorik bei der CS – plötzlich galt der Teilbörsengang der Schweizer Universalbank nur noch als Option. Ende letzten April wurde das IPO ganz abgesagt. Stattdessen hob die Führung die andere Option – eine Kapitalerhöhung – aufs Podest. Aus dem Plan B wurde so der neue Plan A.
Zusätzliche Beschaffung immer schon geplant
Rohner und Thiam wurden in ihren Reden nun auch nicht müde, diese Volte für die Aktionäre verdaubar zu machen. Die Bankführung habe von Anfang an gewusst, betonte Thiam, dass das Potenzial für weitere Reduktionen bei der Handelsdivision Global Markets oder der strategischen Abwicklungseinheit (sozusagen die interne «Bad Bank» der CS) nach dem Jahr 2016 deutlich geringer sein würde. «Deshalb planten wir eine externe Kapitalbeschaffung in der Grössenordnung von 2 bis 4 Milliarden Franken in der zweiten Jahreshälfte 2017.»
Auch Rohner versicherte: «Die Beschaffung von zusätzlichem Kapital war stets Teil unserer Planung». Das mag zutreffen, aber eben bis vor kurzem immer mit Blick auf den Teilbörsengang. Dieser war quasi die Versicherung dafür, dass die Geldgeber nach 2015 nicht noch einmal bemüht werden mussten. Anders gesagt: Wer bei einer Kapitalerhöhung mitmacht, hofft immer, dass es für lange Zeit die letzte gewesen ist.
Enttäuschte Investoren
Anderthalb Jahre später stimmen die CS-Aktionäre nun erneut über eine Kapitalerhöhung ab. Die damit verbundenen Kröten – Stichwort Verwässerung, aber auch der Kursverfall von über 40 Prozent seit der letzten Abstimmung über eine Kapitalspritze – wollen indes nicht alle Schlucken. Enttäuschte Eigner könnten dafür sorgen, dass die letzte Kapitalerhöhung im Jahr 2015 für das Institut ein juristisches Nachspiel hat.
Der Verlauf der Aktionärsversammlung wird nun zeigen, wie tief die Enttäuschung der Eigner tatsächlich sitzt. Zu Rohner und Thiam passt die Rolle der Bittsteller unter diesen Vorzeichen deutlich besser als jene der souveränen Banker. Wie sagte doch Thiam: «Wir bitten sie heute um Ihre Unterstützung, um sicherzustellen, dass diese Bank eine solide, gut kapitalisierte Bank bleibt.»