Die Aktionäre der Credit Suisse haben Urs Rohner als Verwaltungsrat in seinem Amt bestätigt. Nach der heftigen Kritik, die wegen der Salärdebatte über ihn niedergegangen ist, verblüfft vor allem das Resultat.
Urs Rohner, Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse (CS), hat das Stahlbad der diesjährigen Generalversammlung überstanden. Die Aktionäre haben ihn am Freitag mit einem geradezu hervorragenden Resultat in seinem Amt für ein weiteres Jahr bestätigt.
Gut 90 Prozent der Stimmen gingen an Rohner. Diese fast schon überwältigende Mehrheit muss auch überraschen. Denn Rohner hatte sich mit der Vergütungspolitik für Management und Verwaltungsrat der CS im Vorfeld der Generalversammlung in die Bredouille gebracht. Auf Druck der Aktionäre hatten dann CEO Tidjane Thiam, die CS-Geschäftsleitung und auch Rohner auf Teile ihrer Boni und Saläre verzichtet.
Selbstkritik in letzter Minute
Gleichwohl verstand es Rohner, mit zunächst uneinsichtigen Aussagen den Sturm eher noch zu schüren als zu legen. Die Pensionskassenstiftung Ethos sprach sich gegen eine Wiederwahl Rohners aus. Erst an der Generalversammlung selber zeigte sich Rohner etwas selbstkritisch, indem er vor den anwesenden Aktionären einen Mangel an Sensibilität im Thema Saläre und Boni einräumte.
Letztlich sind «nur» 10 Prozent der Aktionäre der Empfehlung von Ethos gefolgt. Das Resultat von 90 Prozent der Stimmen ist dennoch ein Denkzettel für den 58-jährigen CS-Präsidenten, ist dieses Resultat doch mit einigem Abstand das schwächste bei den VR-Wahlen gewesen. Richard Thornburgh beispielsweise, dessen Abwahl auch der Stimmrechtsberater Glass Lewis gefordert hatte, erreichte eine Zustimmung von 94 Prozent.
Vergütungsbericht stiess auf mehr Ablehnung
Dem umstrittenen Vergütungsbericht der CS stimmten die Aktionär ebenfalls zu, mit 58 Prozent. Rohner nahm das Resultat «zur Kenntnis». Das knappe Ergebnis sei ein klares Zeichen, sagte Rohner. Die Entlastung des Verwaltungsrates und der Geschäftsleitung wurde mit 88 Prozent erteilt.
Damit stellt sich nach dieser Generalversammlung die Frage, ob Rohner nun nicht fester denn je im Sattel sitzt. Seinen Rückhalt hat Rohner insbesondere bei den Grossaktionären der CS, dem Staatsfonds von Katar, der saudiarabischen Olayan-Gruppe, bei der US-Investmentgesellschaft Harris Associates, dem norwegischen Staatsfonds und auch beim US-Asset Manager Blackrock.
Taktisch geschickt
Taktisch klug war von Rohner, anlässlich der Publikation der guten Ergebnisse zum ersten Quartal 2017 eine Reihe von aktionärsfreundlichen Massnahmen anzukündigen, wie eine Bar-Dividende und eine höhere Gewinnausschüttung.
Auch die erneute bittere Pille einer Kapitalerhöhung über 4 Milliarden Franken «versüsste» Rohner den Aktionären, indem er die neuen Aktien zu einem deutlichen Discount anbietet. Der CS-Präsident ist an diesem Freitag seinem persönlichen Ziel, der Bank bis 2021 vorzustehen, ein erhebliches Stück näher gerückt.