Ein Banker der UBS in den USA meldete verdächtige Praktiken eines Kollegen seinen Chefs. Das kostete ihn den Job, offenbar abgesegnet von USA-Chef Tom Naratil. Nun prozessiert der Entlassene.
Mehr als 15 Jahre arbeitete Craig D. Price für die UBS Financial Services in Florida. Vor gut einem Jahr verlor er aber plötzlich seinen Job. Anfang dieser Woche reichte er Klage beim amerikanischen Bundesgericht gegen die Schweizer Grossbank ein. Was ist geschehen?
Der Klage zufolge ist die Kündigung eine Vergeltungsmassnahme gegen ihn, weil er in einem mutmasslichen Betrugsfall mit der amerikanischen Aufsichtsbehörde Finra kooperierte, sprich sich als Whistleblower betätigte, wie das US-Branchen-Portal «AdvisorHub» berichtete.
Gelder aus Treuhandkonto abgezweigt
Demnach soll ein ehemaliger UBS-Kollege namens Dennis Melchior zusammen mit seiner Freundin Nancy Tsai Gelder aus einem Treuhandkonto einer betagten UBS-Kundin widerrechtlich abgezweigt haben.
Price sammelte Dokumente die belegen sollten, dass das Paar ihre Vollmacht auf das Konto der über 90-jährigen Frau missbrauchte, um damit von der UBS gesponserte Wohltätigkeitsveranstaltungen finanziell zu unterstützen.
Er übergab die Dokumente Anfang 2013 an Brad Smithy, seines Zeichens Direktor der Southeast Division von UBS Wealth Management Americas, sowie dem Leiter UBS Private Wealth Management John Mathews, wie es weiter heisst.
Vorgeschobener Kündigungsgrund
Im Februar 2016 wurde Price aus heiterem Himmel gekündigt. Seine Entlassung wurde gar von UBS-Americas-Chef Tom Naratil abgesegnet, wie aus der Anklageschrift hervorgeht. Die UBS wollte laut Bericht dazu keine Stellung nehmen.
Price wurde von der UBS zur Last gelegt, dass er einem ehemaligen Kunden einen Penny-Stock empfohlen hatte, den die UBS zuvor von der Empfehlungsliste gestrichen hatte. Die UBS einigte sich daraufhin mit dem Kunden auf eine Vergleichszahlung über 14'500 Dollar. Craig zufolge sei dies aber nur ein vorgeschobener Kündigungsgrund und die Quittung für seine Whistleblowing-Tätigkeit gewesen.
Wegen Interessenskonflikt entlassen
Die Schweizer Grossbank hat Melchior im April 2013 entlassen, und zwar wegen eines Interessenskonflikts betreffend eines Treuhandkontos, wie es weiter heisst. Seine Freundin Tsai wurde ein Jahr später in polizeilichen Gewahrsam genommen und beschuldigt, eine 92-jährige an Alzheimer erkrankte Frau um mehrere Millionen Dollar betrogen zu haben. Im Oktober 2014 wurde die Anklage aber aus Mangel an Beweisen fallen gelassen.
Dies ist umso erstaunlicher, weil Price im August 2014 lder Finra mehrere Dokumente aushändigte, welche die Machenschaften von Melchior beleuchteten. Überdies bat ihn der Anwalt der UBS um die Dokumente, um der Finra Red und Antwort zu stehen.
Price beschuldigt die UBS zudem Bundesgesetze verletzt zu haben, weil sie seine Indizien gegen Melchior und Tsai nicht den zuständigen Behörden übermittelte, wie aus der Anklageschrift hervorgeht.