Bis im Sommer will die Liechtensteiner Fürstenbank die Übernahme der Privatbank von ABN Amro in Asien abschliessen. Dann verwaltet die LGT dort mehr Geld als zuhause – was nicht ohne Folgen bleibt.

Es gibt Privatbanken, die Asien als «zweiten Heimmarkt» bezeichnen wie das Zürcher Traditionshaus Julius Bär. Und dann gibt es die Liechtensteiner LGT, bei der sich das Asiengeschäft anschickt, den Heimmarkt zu überflügeln.

Wie die Fürstenbank am Montag an der Medienkonferenz zum Jahresergebnis 2016 berichtete, wird dies bereits diesen Sommer der Fall sein. Bis im zweiten Quartal will das Institut nämlich die Übernahme des Private Banking der niederländischen Grossbank ABN Amro in Asien und Nahost abgeschlossen haben.

Nochmals 20 Milliarden Franken mehr

Geht es nach den Plänen «Fürstlichen», werden dann rund 20 Milliarden Franken an Kundengeldern sowie schätzungsweise über 300 Mitarbeitende im wichtigsten Private-Banking-Markt hinzukommen. Derzeit verwaltet die LGT dort mit 400 Mitarbeitenden knapp 30 Milliarden Franken, wie das Bankhaus erstmals in einer Aufstellung seiner weltweiten Aktivitäten transparent machte (siehe Grafik unten).

Zum Vergleich: In Liechtenstein verwaltet die Fürstenbank mit rund 370 Private-Banking-Mitarbeitenden über 30 Milliarden Franken. In der Schweiz kümmern sich 500 LGT-Banker um die in etwa gleiche Summe. Insgesamt verwaltete die Bank per Ende 2016 mit 2'632 Mitarbeitenden weltweit 152 Milliarden Franken.

Erst letzten Dezember hatten die «Fürstlichen» den Zuschlag für die Akqusition der ABN-Amro-Privatbank in Asien erhalten, wie auch finews.ch berichtete.

LGTGrafik 500

Schnell unterwegs

Mit dem Kauf der ABN-Amro-Sparte, mit der dem Vernehmen nach auch Mitbewerber geliebäugelt hatten, gelang der LGT ein Coup. Sie kann sich nun vollmundig als die «schnellstwachsende Bank» im asiatischen Private Banking bezeichnen, während die Nummer eins und drei dieses Geschäfts, die Schweizer UBS und Credit Suisse (CS), beim Neugeldwachstum dort zuletzt an Tempo verloren haben.

Damit steht der LGT nun die Gratwanderung bevor, zwar asiatischer, aber keine Asienbank zu werden. Denn gerade mit ihrer Liechtensteiner DNA – insbesondere der Fürstenfamilie als Bankeignerin –, kann die Privatbank bei Kunden aus der Region punkten.

Die geschätzt über 300 ABN-Amro-Banker bringen ein in Asien tief verwurzeltes Geschäft in die LGT. ABN Amro ist seit rund 200 Jahren in der Region tätig, angefangen mit der niederländischen Kolonie in Indonesien. Die Kunden verkehren mit ihren Beratern oftmals auf Chinesisch – eine Novum für die Liechtensteiner, die sich in Asien bisher meist mit Englisch durchschlugen.

Lieber bei der Privatbank

Wie im Umfeld der Bank zu erfahren war, kommen die Integrationsarbeiten voran; mehr als 90 Prozent der ABN-Amro-Kundenberater haben sich demnach bei der LGT verpflichtet. Dabei könnte es auch eine Rolle spielen, dass sich die Berater bei einer Privatbank wie LGT teils besser aufgehoben fühlen als bei einer grossen Universalbank wie ABN Amro. Die Übernahme käme für die Belegschaft so einem «upgrade» gleich.

Verläuft die Integration für die Liechtensteiner nach Plan, dürfte das auch bei Schweizer Konkurrenten für Verdruss sorgen. Für die ABN-Amro-Sparte hatten gerüchteweise nicht nur die asiatische Bank of Singapore geboten, sondern auch die Zürcher Julius Bär.