Das Geschäftsjahr 2016 brachte Julius Bär mehr Gewinn und mehr Kundengelder. finews.ch zeigt in sieben Punkten, was die Zürcher Bank alles richtig machte, und wo es noch zu tun gibt.
1. Die Dreifaltigkeit des Wachstums
Julius Bär hat unter ihrem CEO Boris Collardi im vergangenen Jahr die verwalteten Vermögen auf drei Ebenen vermehrt. Zunächst durch einen Neugeldzufluss von 11,9 Milliarden Franken, dann mit 11,2 Milliarden Franken aufgrund der Akquisitionen von Kairos und der Commerzbank Luxemburg – und dank einer Anlageperformance, die weitere 12,7 Milliarden Franken herbeispülte. Die Bank nutzte somit alle möglichen Wachstumskanäle offensiv und erfolgreich.
2. Wo andere schwächeln, legt Julius Bär weiter zu
Während sich der Private-Banking-Markt in Asien deutlich abgekühlt hat, ist es Julius Bär weiterhin gelungen, Gelder aus der Region anzuziehen. Insbesondere im zweiten Halbjahr konnte die Bank von mehr Kundenaktivitäten profitieren.
Das gleiche gilt für die Region West-Europa, wo die meisten Schweizer Vermögensverwalter aufgrund der Steuerregularisierung nach wie vor Geldabflüsse erleiden. Nicht so Julius Bär: Die Bank wusste die laufende Bankenkonsolidierung in Monaco zu nutzen und frei werdende Kundengelder einzusammeln.
3. Personaloffensive geht weiter
Doch die Kundengelder sammeln sich nicht von alleine. In den kommenden Jahren plant Julius Bär, an die 80 zusätzliche Kundenberater pro Jahr zu rekrutieren. Zum Vergleich: 2015 stellte die Privatbank 50 und im abgelaufenen Jahr 166 Berater ein, davon stammen 50 aus der Übernahme des italienischen Vermögensverwalters Kairos und der Commerzbank Luxemburg. Hauptsächlich wurden die Berater in der Schweiz, Asien und Monaco rekrutiert.
4. Solide Bruttomargen
Die Bruttomarge über alle Geschäftseinheiten gesehen sank im zweiten Halbjahr von 95 auf 88 Basispunkte. Dies sei, so Bär, primär der geringeren Kundenaktivität geschuldet. Höhere Bruttomargen im Kommissions- und Zinsengeschäft konnten den Rückgang nur teilweise kompensieren. Allerdings: Mit einer durchschnittlichen Marge von 91 Basispunkten steht Julius Bär im Branchenvergleich nach wie vor gut da.
5. Bilanz mit Bauch
Hingegen hat Julius Bär die Bilanz deutlich ausgeweitet. So kamen in der letzten Berichtsperiode 12 Milliarden Franken an Ausleihungen hinzu, 76 Prozent davon in der Form so genannter Lombard-Kredite. Mit anderen Worten: Die Bank setzte ihre Bücher ein, um Kunden zu gewinnen oder bei der Stange zu halten. Im Private Banking war das zuletzt eine branchenweit verbreitete Taktik.
Die Bären beteuerten, die Bank bleibe trotzdem hoch liquide und arm an Risiken; die Ausleihungen seien durch Wertschriften-Pfänder gedeckt. Damit bleibt indes das Risiko, Kunden bei Börsen-Crashs allenfalls mit so genannten Margin-Calls erschrecken zu müssen. Ausserdem: Die wichtige Kernkapital-Quote (CET1) schrumpfte letztes Jahr auf 10,6 Prozent zurück. Möglicherweise etwas weniger, als von einer soliden Schweizer Privatbank zu erwarten wäre.
6. Boris Collardi traf die richtigen Personalentscheide
Das überraschend erfolgreiche Jahr 2016 und der starke Auftritt der Bank in Asien wie in West-Europa lassen die jüngeren Personalentscheide von CEO Boris Collardi in neuem Licht erscheinen: So ist es dem Asien-Chef Jimmy Lee gelungen, die Dynamik im Geschäft aufrecht zu erhalten, während sich der Private-Banking-Markt in der Region insgesamt abgekühlt hat. Lee hat seine bei anderen Banken aufgebauten Netzwerke eingebracht und konnte davon profitieren.
Gleiches gilt für das Europa-Geschäft: Mit Yves Robert-Charrue hat die früher etwas vernachlässigte Region einen neuen Chef erhalten. Die Ergebnisse sind bereits sichtbar. Die sich bietenden Opportunitäten in Monaco etwa hat Robert-Charrue geschickt genutzt.
7. Frischer Wind in der Teppich-Etage
Letzten September hatte Chef Collardi eine Verjüngung des Bär-Managements in Aussicht gestellt. Die Anstellung der ehemaligen GAM- und UBS-Kommunikationsspezialistin Larissa Alghisi kann als ersten Schritt in diese Richtung gedeutet werden. Allerdings müssten nun auch bei den Lenkern der Kundenfront entsprechende Wechsel erfolgen.