Wegen heikler Steuerdeals muss der AWD-Gründer und ehemalige Swiss-Life-Verwaltungsrat Carsten Maschmeyer vor dem Deutschen Bundestag aussagen. Schon jetzt stellt er klar, wo er die Schuldigen sieht.
Der Finanzinvestor Carsten Maschmeyer hat nach eigener Aussage nie wissentlich auf so genannte «Cum-Ex»-Geschäfte zulasten der Staatskassen gesetzt. «Ich halte solche Gestaltungen für schlicht unmoralisch», sagte der Unternehmer dem deutschen Magazin «Focus» (Artikel im Print).
Stattdessen zeigt der AWD-Gründer und ehemalige Verwaltungsrat des Lebensversicherers Swiss Life mit dem Finger Richtung Schweiz: Die heisige Privatbank J. Safra Sarasin habe Geld «zweckentfremdet und vertragswidrig wohl in einen Cum-Ex-Fonds investiert». Dieser Fonds sei ihm als reiner Dividendenfonds dargestellt worden, mit der Bestätigung an seinen Steuerberater, dass keine Leerverkäufe stattfinden, sagte Maschmeyer dem Magazin gegenüber.
«Zeuge und Opfer»
Bei den auch «Dividenden-Stripping» genannten Geschäften wurden Aktien mit (cum) und ohne (ex) Ausschüttungs-Anspruch um den Dividendenstichtag eines Unternehmens rasch zwischen mehreren Beteiligten hin- und hergeschoben. Steuerbescheinigungen für Kapitalertragsteuern wurden so mehrfach ausgestellt, obschon sie so gar nicht gezahlt wurden.
In Deutschland will jetzt ein Untersuchungsausschuss der Politik den heiklen Vorgängen auf den Grund gehen. Der Gesamtschaden für die Staatskasse wird auf 12 Milliarden Euro geschätzt. Maschmeyer sagt dazu kommenden Donnerstag vor dem Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages aus – als «Zeuge und Opfer», wie er beteuert.
Mit Sarasin geeinigt
Wie auch finews.ch berichtete, geriet die Bank J. Safra Sarasin 2014 in den Strudel der Cum-Ex-Affäre. Damals klagten Maschmeyer sowie der Drogerieketten-Besitzer Erwin Müller gegen die Bank, nachdem sie mit Finanzkonstrukten viel Geld verloren hatten.
Maschmeyer alleine hatte via J. Safra Sarasin 40 Millionen Euro in Fonds investiert, die von einem Steuerschlupfloch profitierten. Als der Fiskus die Lücke schloss, war das Fonds-Geschäftsmodell obsolet – und die versprochene Rendite weg.
Später schalteten sich deutsche Staatsanwälte in den Fall ein, es kam zu Razzien bei der Privatbank in Deutschland und in der Schweiz. 2015 berichtete auch finews.ch, dass sich Maschmeyer mit J. Safra Sarasin in einem Millionen-Deal aussergerichtlich geeinigt habe.