Seit die Schweizer Banken in den Kostenspar-Modus gewechselt haben, schwinden die Arbeitsstellen in der Finanzbranche. Besonders prekär ist die Situation in der Rhonestadt.
Im dritten Quartal 2016 hat die Zahl der arbeitslosen Banker weiter zugenommen, wie der vierteljährlich erscheinenden Erhebung ‹Arbeitgeber Banken Monitor› zu entnehmen ist. Insgesamt beschäftigte die Bank-Branche per Ende September noch 104'000 Personen.
Im ersten Halbjahr 2016 verschwanden bereits etwa 3'500 Jobs, wie finews.ch berichtete. Und die Branche rechnet mit weiteren Sparmassnahmen – als Antwort auf erodierende Erträge. Erst vergangene gab die Privatbank Notenstein La Roche den Abbau von 100 Stellen bekannt.
Mangel an Managern und Informatikern
Die Zahl der offenen Stellen bei den Banken in der Schweiz blieb gegenüber dem Vorquartal schweizweit konstant. Am meisten Vakanzen gibt es im traditionellen Bankgeschäft, gefolgt von Stellen in der IT sowie im Back-Office (siehe nachfolgende Grafik).
Erstmals hat der Arbeitnehmerverband die Anzahl arbeitsloser Banker und die offenen Stellen in der Bankenbranche regional aufgefächert. Und hier zeigt sich ein klarer Graben zwischen der Deutschschweiz, der Romandie und dem Tessin.
So beträgt in der Region Lémanique die Arbeitslosenquote 3,3 Prozent und liegt damit über dem nationalen Schnitt von 3,2 Prozent (siehe nachfolgende Grafik).
Wie angespannt die Lage primär auf dem Genfer Finanzplatz ist, zeigt auch die nachstehende Grafik. Demnach kommen auf 847 Arbeitslose nur 350 Vakanzen.
Die deutlich schlechtere Situation in der Calvinstadt hat handfeste Gründe: Die Neugelder stagnieren, seit viele Kunden aus Europa und Lateinamerika dem Finanzplatz den Rücken gekehrt haben.
Auch international verliert Genf an Strahlkraft: Im jüngsten weltweiten Ranking der britischen Z/Yen Group verlor der Finanzplatz, der rund 37'000 Banker beschäftigt, ganze acht Ränge und liegt derzeit nur noch an 23. Stelle.
Privatbankiers schlagen Alarm
Die lokalen Verbände wie die Finanzplatz-Vereinigung Fondation Genève Place Financière haben denn auch Alarm geschlagen. Präsident Yves Mirabaud forderte von seinen Branchenkollegen, endlich aus der Lethargie aufzuwachen und mehr in digitale Innovationen zu investieren, wie auch finews.ch berichtete.
Jeder Defaitismus sei fehl am Platz, sagte Mirabaud weiter, der auch Vorsitzender der Geschäftsleitung der Genfer Privatbank Mirabaud ist.
BSI schlägt Tessin auf den Magen
Im Tessin liegt die Quote arbeitsloser Banker bei 1,7 Prozent (siehe 2. Grafik oben). Der Südschweizer Finanzplatz mit rund 12'000 Arbeitstätigen leidet nach wie vor unter der Weissgeldstrategie – viele Tessiner Banken haben nicht deklarierte italienische Gelder verwaltet.
Hinzu kommt der Niedergang der Tessiner Traditionsbank Banca Svizzera della Italiana (BSI). Diese wird per Mitte 2017 in die EFG International integriert – die Marke BSI verschwindet dann. Wie viele BSI-Banker auf Grund dieser Veränderung noch über die Klinge springen müssen, ist unklar.