Immer mehr Finanzdienstleister bieten mobiles Bezahlen via Apple Pay an. Twint-CEO Thierry Kneissler sieht darin keinen Nachteil, wie gegenüber finews.ch sagt. Ihm macht etwas anderes zu schaffen.
Herr Kneissler, seit heute Mittwoch sind gewisse Kreditkarten der Anbieterin Swisscard Apple-Pay-fähig. Vor kurzem haben auch die Bank Linth, die Graubündner Kantonalbank und Corner Bank Apple Pay die Tore geöffnet. Nervt Sie das?
Nein, keineswegs. Jeder Mitbewerber hilft uns, den Mobile-Payment-Markt zu entwickeln, ihn bekannter zu machen. Und dies wiederum hilft auch Twint. Unser Gegner ist nicht Apple, sondern das Bargeld. Uns muss es gelingen, die Kunden vom mobilen Zahlen zu überzeugen.
Und wie wollen Sie das erreichen?
Es reicht nicht aus, Bargeldtransaktionen durch Zahlen per Smartphone zu ersetzen. Es braucht Mehrwerte wie zum Beispiel die Einbindung von Loyalty-Programmen in die Twint App, wie dies bereits bei der Coop Supercard der Fall ist. Wer mit Twint in Coop-Filialen bezahlt, braucht die Supercard nicht mehr separat vorzuweisen.
«Ab Januar wird das Aufladen überflüssig»
Und wann integrieren Sie die Migros Cumulus Karte?
Man wird noch in diesem Jahr mit Twint bei Migros bezahlen können.
Im Unterschied zu Apple Pay muss bei Twint erst Geld aufs Smartphone geladen werden, bevor es ausgegeben werden kann. Das ist zeitaufwändig.
Das stimmt. Aber durch die Fusion mit Paymit führen wir ab Januar 2017 eine direkte Kontoanbindung ein. Dann kann jeder direkt sein Bankkonto oder seine Kreditkarte hinterlegen, und der Betrag wird direkt abgebucht. Ein Aufladen wird somit überflüssig. Ab Januar werden die Banken, welche Twint unterstützen, auf die neue Lösung aufgeschaltet.
Derzeit ist Bezahlen per Twint nur an den entsprechenden Twint-Terminals, den so genannten Beacons mit Bluetooth-Technologie, möglich. Das ändert mit der Integration von Paymit.
Ja, im Verlauf des nächsten Jahres sollen über 100'000 NFC-Terminals dazukommen, an denen mit Twint bezahlt werden kann – sofern der Händler dies akzeptiert.
«iPhone-Nutzer werden mit Twint bezahlen können»
Für Händler macht es dann aber wenig Sinn, einen Beacon-Terminal von Twint zu installieren?
Das hängt von den Bedürfnissen des Händlers ab. Fest steht, dass der Beacon den Händlern Vorteile bietet. So lassen sich Loyalty-Programme und weitere Mehrwertdienste einfacher einbinden. Weiter funktioniert die Kommunikation zwischen Beacon und Smartphone via Bluetooth – also auch ohne Netzabdeckung. Bei schlechtem Empfang im Laden – und dies ist noch oft der Fall – ist dies ein Vorteil. Ein weiterer Vorteil ist die Signaletik. Der Kunde sieht sofort, ob in einem Laden bezahlen via Twint möglich ist.
iPhone-Nutzer können nur via Bluethooth per Twint bezahlen, da Apple die NFC-Schnittstelle sperrt. Dadurch ist ihnen der Zugang zu mehr Marktanteil verwehrt. Wie wollen Sie dagegen vorgehen?
iPhone-Nutzer werden – wie alle anderen Kunden – mit Twint bezahlen können. Und zwar via Beacon und Terminals, dort derzeit mittels QR-Code.
Bezahlen mit Twint ist gratis. Wie wollen Sie in Zukunft Geld verdienen?
Für den Kunden soll das Bezahlen mit Twint gratis bleiben. Wir verdienen Geld mit Transaktionsgebühren der Händler, wie dies auch bei Kreditkarten-Zahlungen der Fall ist, sowie mit dem Verkauf von Mehrwertdienstleistungen.
Thierry Kneissler ist seit rund zwei Jahren CEO der Bezahl-App Twint, deren Inhaberin die Postfinance ist. Zuvor war der Staatswissenschaftler mehrere Jahre in als Postfinance-Geschäftsleitungsmitglied für die Bereiche Corporate Center und Unternehmensentwicklung verantwortlich.