Das Schwarzpeterspiel zwischen der Credit Suisse, den Justizbehörden und italienischen Kunden wegen mutmasslicher Steuervergehen geht in die nächste Runde. Der Grossbank drohen hohe Bussen.
Der Einspruch der Credit Suisse (CS) gegen die Klage italienischer Kunden wegen Verletzung des Bank- und Geschäftsgeheimnis wurde von einem Tessiner Gericht zurückgewiesen. Dies berichtete die Nachrichtenagentur «AWP» am Montag.
Italienische CS-Kunden haben gegen die Schweizer Grossbank Anklage erhoben, weil ihre persönlichen Daten offenbar ohne ihr Wissen und trotz Bankgeheimnis in die Hände der italienischen Behörden gelangten.
Zig Milliarden vorbeigeschleust
Insgesamt ist die italienischen Finanzpolizei früheren Medienberichten zufolge im Besitz von Daten von rund 14'000 CS-Kunden, die insgesamt 14 Milliarden Dollar am Fiskus vorbeigeschleust haben sollen.
Die Schweizer Grossbank ihrerseits betonte, dass ihr Private Banking systematisch auf korrekt deklarierten Vermögen basiere.
Laut Emanuele Verda, dem Anwalt eines Teils der Klägerschaft, hat die Credit Suisse (CS) nun bis am 23. September Zeit eingeräumt, auf den Entscheid des Tessiner Gerichts zu reagieren und allenfalls Rekurs einzulegen. Die CS wollte dazu keine Stellung nehmen, hiess es weiter.
Konkret geht es um Versicherungs-Policen, welche die CS-Tochter Credit Suisse Life mit Sitz auf den Bermuda-Inseln unter anderem italienischen Kunden angeboten hat und die mutmasslich auch zur Steuerhinterziehung eingesetzt wurden.
Die Kläger werfen der Grossbank vor, sie nicht genügend über die Risiken dieser Produkte aufgeklärt zu haben.
Es drohen hohe Bussen
Sie verlangen nun von der Grossbank die Erstattung der Differenz zwischen den von den italienischen Steuerbehörden verlangten Zahlungen und dem Betrag, den sie gezahlt hätten, wenn sie am Selbstanzeige-Programm teilgenommen hätten. Dieses Programm ist letzten November ausgelaufen.
Dabei handelt es sich um Entschädigungszahlungen zwischen 100'000 bis mehreren Millionen Euro pro Kunde, sagte Anwalt Verda. Sein Schweizer Kollege, Paolo Bernasconi, spricht von Forderungen in der Höhe von 50'000 bis über 1 Million Franken.
Letzte Woche war in der italienischen Tageszeitung «il Sole 24 Ore» die Rede von einer möglichen Einigung mit den italienischen Behörden. Diese soll laut dem Bericht eine Busse von gegen 100 Millionen Euro umfassen.