Nur die Superreichen waren der amerikanischen Grossbank lange Zeit gut genug. Nun betreut sie auch Kleinstkunden. Dieser Wandel lässt tief blicken.

Goldman Sachs ist seit ihrer Gründung vor knapp 150 Jahren eine beliebte Adresse unter Superreichen und Mächtigen dieser Welt. Umso überraschender kommt deshalb der jüngste Schritt der amerikanischen Grossbank.

Denn neuerdings öffnet sich das Traditionsinstitut der breiten Masse und bietet Sparkonti mit einer Mindesteinlage von bloss 1 Dollar. Dies berichtete die «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) am Wochenende.

Mit Lockangeboten auf Kundenfang

Letzte Woche gründeten die Goldmänner eine Retailbank namens GSBank.com. Den Grundstein für die neue Geschäftssparte legte die Übernahme der Online-Bank-Sparte von GE Capital durch Goldman Sachs letztes Jahr. Damals wurden über 145'000 Kunden mit Vermögen von 16 Milliarden Dollar transferiert.

Um weitere Kundenvermögen anzulocken, zahlt die amerikanische Grossbank auf Sparkonti einen vergleichsweise hohen Zins von 1,05 Prozent. Andere Sparprodukte versprechen eine Rendite von gegen 2 Prozent. 

Mittlerweile hat die Bank verwaltete Vermögen auf insgesamt 98 Milliarden Dollar angezogen. Dies sind 15 Milliarden Dollar mehr als noch ein Jahr zuvor.

Ertragsbasis verbreitern 

Die eingeschlagene Retail-Strategie von Goldman Sachs ist auch eine Antwort auf die Anforderungen des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht (Basel Committee), wie die «Financial Times» weiter schrieb. Dieser fordert von den Grossbanken, ihre Aktivitäten verstärkt mittels Spareinlagen zu finanzieren, anstatt über kurzfristige Anleihen und Kredite.

Zudem sieht sich die Bank nach dem enttäuschenden Erstquartals-Bericht gezwungen, die Ertragsbasis zu verbreitern. Die Börsenturbulenzen hatten der führenden US-Investmentbank in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres einen Gewinneinbruch um gut 56 Prozent eingebrockt. 

Guter Schachzug

Laut Jeffery Harte, Analyst beim US-Broker Sandler O’Neill, ist der Vorstoss von Goldman Sachs ins Retailbanking ein guter Schachzug. Die Handelsverluste liessen sich dennoch nicht kompensieren, warnte er.

Neben Goldman Sachs nimmt sich auch die UBS der «ärmeren» Klientel an. So bietet sie – vorerst in Taiwan –  ein «Offering» für Kunden mit investierbaren Mitteln ab umgerechnet 250'000 Dollar an, wie auch finews.ch kürzlich berichtete.