Der Tessiner Bankenplatz bekommt die Auswirkungen von Italiens Steueramnestie zu spüren. In Lugano schreitet nun auch die Schweizer Grossbank UBS zur Tat.

Letzten Februar unterzeichneten die Schweiz und Italien ein Abkommen zum Austausch von Steuerinformationen. Seither ist am Tessiner Bankenplatz nichts mehr wie zuvor: Im Rahmen einer neuen Amnestie führen Italiener nun offenbar in Scharen Schwarzgeld aus dem Südkanton ab. Zahlen sind keine bekannt – die italienischen Behörden rechnen aber mit mindestens 160 Milliarden Euro an offengelegten Geldern.

Genug, um das Private Banking im sonnigen Tessin einfrieren zu lassen. Und nicht nur das. Auf die Banken kämen wegen der Offenlegungen Kosten in der Höhe von Hunderten Millionen Franken zu, klagte etwa der Tessiner Bankenverband.

Transfer nach Zürich

Diesem Schauspiel will offenbar selbst ein so gewichtiger Player wie die UBS nicht länger zuschauen. Wie die Zeitung «Corriere del Ticino» und die Agentur «AWP» berichteten, sollen bei der UBS am Standort in Lugano rund zehn Stellen in der Vermögensverwaltung abgebaut werden. Die Grossbank sagte dazu gegenüber der Agentur lediglich, dass es im Rahmen einer Reorganisation des Desks für internationale europäische Kunden zu Abbauten komme.

Den betroffenen UBS-Mitarbeitern würde ein Transfer nach Zürich angeboten, berichtete der «Corriere del Ticino». Wenn sie ihre Stellen behalten wollen, müssen sie demnach bald Abschied nehmen vom Lago di Lugano.

Den Stecker gezogen

Laut von «AWP» zitierten anonymen Quellen reagiert die UBS damit eindeutig auf die Folgen der Amnestie in Italien. Einige Institute hatten indes schon vor dem Abkommen den Stecker gezogen.

Julius Bär schloss 2014 den Standort Ascona, die Bank Notenstein zog sich aus Chiasso zurück. Und wie auch finews.ch berichtete, verkaufte kürzlich die aus Italien kontrollierte Finter Bank ihre Standorte in Zürich und im Tessin an die Bank Vontobel.

Das Ende einer Epoche

Finews.ch zufolge zeichnet sich damit am Tessiner Bankenplatz das Ende einer Epoche ab. In den sechziger und siebziger Jahren gab es zahlreiche Gründe dafür, dass sich Banken mit italienischen Besitzern in der Südschweiz, namentlich in Lugano, etablierten.

In den späten 1960er-Jahren war Italien verschiedenen grossen Herausforderungen ausgesetzt, was vor allem auch die Wirtschaft zu spüren bekam. Die Stichwörter dazu sind: Lira-Abwertung, Terrorismus-Gefahr sowie die potenzielle Bedrohung durch den aufkeimenden Euro-Kommunismus. Unter diesen Prämissen floss sehr viel italienisches Kapital in die Schweiz.

Beschleunigte Konsolidierung

Das änderte sich mit der Finanzkrise, als die Schweizer Banken im Steuerstreit mit dem Ausland auch vonseiten Italiens massiv unter Druck gerieten. Mit dem Abkommen vom Februar nahm der südliche Nachbar zwar die Schweiz von seiner schwarzen Liste. Dennoch befürchten Beobachter nun, dass das Bankensterben im Tessin nun erst richtig los geht.