Andréa Maechler ist die erste Frau überhaupt im Direktorium der Schweizerischen Nationalbank. Die Genferin startet unter schwierigen Bedingungen, und die Finanzbranche schaut ihr ganz genau zu.
Das dritte Departement ist die Wetterecke der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Das gilt dieser Tage mehr denn je. Den Nationalbankern dort obliegt die Aufgabe, den Kurs des Franken gegenüber den wichtigsten Leitwährungen zu überwachen – und im Notfall einzugreifen. So geschehen am letzten Sonntag, als die SNB laut ihrem Präsidenten Thomas Jordan angesichts der schlechten Nachrichten aus Griechenland «stabilisierend» auf den Frankenkurs einwirkte.
Das dürfte nur ein Vorgeschmack dessen gewesen sein, was die 45-jährige Genfer Ökonomin Andréa Maechler (Bild) in den nächsten Tagen an der Spitze des III. Departements erwartet. Bereits Ende Juni war Griechenland de facto zahlungsunfähig. Nun wird dort im Eiltempo eine Volksbefragung durchgeführt – mit höchst ungewissem Ausgang.
Eskalation bei den Kosten
Weitere (Währungs)-Turbulenzen sind damit vorprogrammiert. Und Maechlers Abteilung, zuständig für die Finanzmärkte, den Handel mit Devisen sowie das operative Bankgeschäft, wird alle Hände voll zu tun haben.
Der Schweizer Finanzplatz wird ihr dabei ganz genau zusehen. Und das nicht nur, weil Banken und Versicherer ihre eigenen Währungswetten eingegangen sind. Ein weiterer Absturz der Euro würde das jetzt schon akute Kostenproblem insbesondere bei den Vermögensverwaltern nochmals verschärfen.
Die Frau der Stunde?
Zudem stehen die als Massnahmen gegen die Frankenstärke von der SNB verhängten Strafzinsen bei Banken wie bei Versicherern massiv in der Kritik.
Gut möglich, dass Maechler die Frau der Stunde ist. Vor ihrem Antritt bei der SNB hatte sie beim Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington die globalen Finanzmärkte überwacht und nach Systemrisiken Ausschau gehalten – und damit für eine der drei «Instanzen» gearbeitet, mit denen die Griechen derzeit im Clinch liegen.
Erfahrungen im Dienst der Heimat
Auch kennt Maechler die Arbeit an der Schnittstelle zwischen Politik und Wirtschaft bestens. Ihre berufliche Laufbahn führte die in der Schweiz, Kanada und den USA augebildete Ökonomin in die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD), die Welthandelsorganisation (WHO), den Internationalen Währungsfonds und den Europäischen Ausschuss für Systemrisiken (ESRB).
Nun scheint die Zeit reif, diese Erfahrung ins Spiel zu bringen.