Auslandsbanken in der Schweiz sind durch die Frankenaufwertung in eine schwierige Lage geraten. Ein deutsches Institut reagiert nun radikal: Es will den sakrosankten «Dreizehnten» streichen.
Mit der Frankenaufwertung hat sich das Kosten-Ertragsgefüge mancher Schweizer Privatbank massiv verschlechtert. Bei Auslandsbanken in der Schweiz ist dies wohl umso mehr der Fall. Eine von ihnen reagiert nun mit Massnahmen, die im Bankgewerbe bislang ein «no go» waren: Der Lohn soll runter, die Arbeitszeit rauf.
Etwa so lautet der Tenor für die rund 150 Angestellten der Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz) in Zürich. Dies berichtete die Westschweizer Zeitung «Tribune de Genève» am Donnerstag.
Massive Senkung der Personalkosten
Konkret: Die Privatbank verlangt von ihren Mitarbeitenden, dass sie auf ihren 13. Monatslohn verzichten. Ausserdem soll die Arbeitszeit von 40 auf 44 Stunden pro Woche erhöht werden. Damit würde die Bank ihre Personalkosten mit einem Schlag um einen zweistelligen Prozentsatz senken.
Effektiv entspräche dies einem Rückgang des Gehalts um rund 18 Prozent, wurde Denise Chervet, Geschäftsführerin des Schweizerischen Verbandes der Bankangestellten (SBPV) in dem Artikel zitiert.
Gefügige Schweizer Banker
Chervet kritisierte diese Aktion scharf. Das sei eine «inakzeptable Praxis». So setze man die Angestellten unnötig unter Druck. Die SBPV-Geschäftsführerin glaubt, dass die Frankfurter Bankgesellschaft «ihrem deutschen Mutterhaus demonstrieren will, dass die Schweizer Arbeitnehmer gefügig sind und nicht auf eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen reagieren.»
Die Frankfurter Bankgesellschaft lehnte eine Stellungnahme gegenüber der Westschweizer Zeitung ab und wollte ihre Version der Ereignisse nicht darstellen.
Rechtlich wasserdicht?
Rechtlich wäre das Vorgehen der Bank möglich. Die Helaba-Tochter hat den Gesamtarbeitsvertrag der Bankbranche nicht unterzeichnet. Dem Vertragswerk sind rund 50 Banken unterstellt, die gemeinsam rund 70'000 Mitarbeitende beschäftigen.
Die Frankfurter Bankgesellschaft besteht aus dem Zürcher Hauptsitz und drei Tochtergesellschaften, der Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland), der Nötzli, Mai & Partner Family Office und der LB (Swiss) Investment.