In zwei Jahren könnten die Asset Manager die Investmentbanker beim Lohn weltweit überflügeln. Das besagt eine Studie. Was bedeutet das für den Schweizer Finanzplatz?

Seit den 1990er-Jahren ist die Hackordnung bei den Grossbanken klar. Überflieger waren die Verkäufer, die Investmentbanker auf der «Sell Side» der Bank. Auf diesen ruhte die Hoffnung auf hohe Erträge, was den Finanzhäusern entsprechend hohe Saläre wert war.

Ganz anders die Asset Manager auf der «Buy Side». In grossen Finanzkonzernen galt die Sparte mit ihren schmaleren Margen als «Wetterecke», wo routinemässig gekürzt und reorganisiert wurde. Entsprechend wuchsen dort die Löhne auch nicht in den Himmel.

Riss im Muster

Doch seit 2010 zeigt sich ein Riss in diesem tradierten Muster. Und der hat das Zeug dazu, in den nächsten Jahren das Gesicht der Industrie grundlegend zu verändern – nicht zuletzt auch bei den Schweizer Grossbanken. Das jedenfalls berichtet die britische «Financial Times» unter Berufung auf die Berechnungen des Londoner Finanz-Think-Tanks «New Financial».

Für den Schweizer Finanzplatz könnten die Erkenntnisse jener Studie gar ein Fingerzeig sein, das Asset Management noch mit mehr Engagement zu forcieren.

Schwindender Vorsprung

Zurück zu den Zahlen. «New Financial» verglich den Aufwand pro Mitarbeiter in den Investmentbanken und den Asset-Management-Divisionen der jeweiligen Finanzinstitute. Ein relativ kruder Vergleich – trotzdem zeichnet sich laut dem Think-Tank ein klarer Trend ab.

Während die Entlöhnung für die Investmentbanker seit 2010 stagniert und gar rückläufig ist, stieg sie bei den Asset Managern stetig und erreichte 2014 gar einen Rekordstand von durchschnittlich 263'000 Dollar.

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Klar: Noch immer verdienen die Investmentbanker mehr als ihre Kollegen aus dem Finanzprodukte-Verkauf. Doch der Vorsprung schwindet. Betrug die «Prämie» der Investmentbanker 2006 noch mehr als 150'000 Dollar, ist sie letztes Jahr auf nurmehr 25'000 Dollar geschwunden (siehe oberste Grafik).

2016 nun könnten sich die beiden Lohnkurven schneiden, sagt «New Financial» voraus – und von da an die Asset Manager die Liste der Top-Verdiener innerhalb der Banken anführen (siehe mittlere Grafik).

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Alles Zukunftsmusik? Nicht ganz: Bei der amerikanische Grossbank J.P. Morgan verdienten Asset Manager durchschnittlich 258'000 Dollar – deutlich mehr als die 202'000 Dollar Durchschnittslohn im Investmentbanking.

Bei der Schweizer UBS hingegen war 2014 gemäss den Berechnungen von «New Financial» alles noch beim Alten. Die Investmentbanker brachten im Schnitt 377'000 Dollar nach Hause, während die Asset-Manager 257'000 heimtrugen (siehe Grafik ganz unten). Weil die Credit Suisse ihr Asset Management in der gleichen Division wie das Private Banking führt, fehlt ein vergleichbarer Wert.

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Schweiz clever positioniert

Dass der Trend aber auch bei den Schweizer Grossbanken spielt, darf angenommen werden. Sowohl bei der UBS wie auch bei der Credit Suisse wird das kapitalintensive Investmentbanking tendenziell zurückgefahren. Das Asset Management, das seine Geschäfte nicht mit dem Geld der Bank, sondern jenem der Kunden tätigt, wurde hingegen gestärkt. Etwa mit Einführung einer durch den Investmentchef vertretenen Hausmeinung.

Gleichzeitig wirft die Verschiebung im Lohngefüge auch ein Schlaglicht auf die laufenden Asset Management Initiative, nach der die Schweiz zu einem führenden Standort für dieses Geschäft ausgebaut werden soll. Gelingt dies auch tatsächlich, hätte sich der Finanzplatz clever im Rennen um ein gefragtes Geschäft positioniert.