Die UBS bleibt eine «Baulandschaft». Zu diesem Schluss kommen die Analysten der Neuen Helvetischen Bank in Zürich. Ganz falsch ist diese Feststellung jedoch nicht. Denn das jüngste Quartalsergebnis des grössten Finanzinstituts der Schweiz beinhaltet eine Menge ungelöster Probleme. Sie kontrastieren mit den operativen Fortschritten.
Was sagen uns die jüngsten Quartalszahlen der UBS?
1. Im Kerngeschäft auf Kurs
In Ihrem Kerngeschäft, der Vermögensverwaltung ist die UBS tatsächlich gut unterwegs. Sie konnte im dritten Quartal 2014 einen erfreulichen Neugeldzuwachs verzeichnen. Die Zunahme des Nettoneugelds in den beiden Wealth-Management-Einheiten betrug 14,4 Milliarden Franken. Im Vergleich zum zweiten Quartal hat die Bank im Kernbereich Wealth Management deutlich besser abgeschnitten und den Vorsteuergewinn um 11,2 Prozent gesteigert.
Die Bruttomarge, die um 2 Basispunkte auf 86 BP zulegte, ist ebenfalls ein ermutigendes Zeichen. Ein Wermutstropfen bleibt: Im Schweizer Geschäft, das zwischen Juli und September auf der Basis des Vorsteuergewinns gut abschnitt, fiel das Neugeldwachstums vergleichsweise bescheiden aus.
2. Dividende bedroht
Zwar haben sich die UBS-Verantwortlichen dahingehend geäussert, dss sie 50 Prozent des Gewinnes ausschütten möchten, sobald der Kapitalpuffer auf über 13 Prozent gestiegen ist. Das war bereits im zweiten Quartal 2014 der Fall und nun erneut. Doch angesichts der horrenden Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten, die offenbar noch folgen könnten, droht doch ein gewisses Risiko, dass die Aktionäre enttäuscht werden könnten.
3. Aussergewöhnlicher Ausblick
Zwar gibt sich die UBS bei ihrem Blick in die Zukunft traditionell verhalten. Doch diesmal erstaunt es umso mehr, wie eingetrübt die Prognose ausfällt. Da ist von «verschärften Herausforderungen» grundsätzlicher und geopolitischer Natur die Rede. Neue Risiken ortet die UBS auch im Zusammenhang mit dem Ebola-Virus.
Das abgeschwächte globale Wirtschaftswachstum, ungelöste Probleme in Europa sowie Fragen im Zusammenhang mit der amerikanischen Fiskal- und Geldpolitik sorgen auf der Chefetage der UBS offensichtlich nicht für Aufbruchsstimmung. Mit dem Fazit: Angesichts der zusätzlich erhöhten geopolitischen Instabilität seien weitere Ergebnisverbesserungen eher unwahrscheinlich. Trotzdem will man die Umsetzung der Strategie fortsetzen.
4. Die Bank als Wiederholungstäterin
Das Quartalsergebnis beinhaltet sehr hohe Rückstellung für Rechtsfälle, regulatorische und ähnliche Angelegenheiten und zwar im Umfang von 1,84 Milliarden Franken. Die Analystengemeinde war in ihrem Konsens – nebenbei bemerkt – von 465 Millionen Franken ausgegangen. Die grösste Strafzahlung wird dabei im Zusammenhang mit dem Devisenmanipulations-Skandal anfallen.
Zur Erinnerung: Die US-Bank J.P. Morgan nahm in ihrem jüngsten Quartalsbericht eine Rückstellung von einer Milliarde Dollar vor. Vor diesem Hintergrund sollte es nicht erstaunen, wenn auch die UBS einen solchen Betrag wird abliefern müssen.
Es wäre indessen eine noch höhere Busse denkbar, sofern man die UBS nach dem Libor-Skandal als «Wiederholungstäterin» taxieren würde. Alles in allem, das kam im heutigen Quartasreport klar zum Ausdruck, dürfte das Thema Rechtsstreitigkeiten die UBS noch eine ganze Weile beschäftigen – sehr zur Unfreude der Aktionäre.
5. Der Umbau geht in die Verlängerung
Die UBS ist eine Baustelle – und bleibt es bis auf weiteres. Wie die Grossbank am Dienstag bekannt gab, werden die Restrukturierungsarbeiten bis ins Jahr 2017 ausgedehnt. Ursprünglich war der Horizont für den tiefgreifenden Umbau der Bank bis auf 2015 angesetzt. Das ist für die Mitarbeiter und Investoren keine gute Nachricht – die verlängerte Restrukturierung erhöht die Unsicherheit und treibt die Kosten in die Höhe. Tatsächlich rechnet die UBS für die Frist von 2015 bis 2017 mit Mehraufwendungen von jährlich 100 Millionen Franken.
6. Verringertes Tempo in der Schweiz
Das Swiss Banking ist ein hartes Pflaster, selbst für die Marktführerin UBS. In der Paradedisziplin Vermögensverwaltung schwächte sich ihr Neugeldwachstum zuletzt auf 0,9 Prozent ab – das zweite Quartal in Folge mit einer tieferen Wachstumsrate. Daneben blieb das Schweizer Geschäft mit einem Betriebsergebnis von 1,7 Milliarden Franken stabil. Eine Ausnahme bildet das Retail- und Firmengeschäft, dass den besten Ertrag seit vier Jahren generierte, worauf die UBS in ihrer Kommunikation besonders Wert legt.
7. Die neue Holding-Aktie unter dem Weihnachtsbaum
Hinkt die UBS in einigen Belangen ihrem Zeitplan hinterher, hält sie immerhin das Timing für den bevorstehenden Aktienumtausch aufrecht. Die Aktien der neuen UBS Holding sollen demnach erstmals am 19. November in Zürich und New York gehandelt werden. Bis am 9. Dezember soll dann der letzte Aktientausch über die Bühne gegangen sein. Die Bank mahnt allerdings, dass sich der so genannte Squeeze Out von renitenten Alt-Aktionären noch Monate hinziehen könnte.