Während über Agnelli-Gelder in der Schweiz spekuliert wird, scheint fast vergessen, dass der Clan früher eine eigene Bank hierzulande besass.
Die Familie der Agnelli gehört seit Jahrzehnten zu den mächtigsten und reichsten Industriedynastien Europas. Oftmals als italienische Kennedys tituliert, füllte der vor einigen Jahren verstorbene Fiat-Patriarch Giovanni Agnelli («l'avvocato») nicht nur die Spalten der Wirtschaftsmagazine, sondern lieferte auch der Boulevardpresse regelmässsig Schlagzeilen.
Es ist anzunehmen, dass der Agnelli-Clan mit zahlreichen führenden Finanzinstituten enge Beziehungen pflegte und noch pflegt. Zum verflochtenen Konglomerat der Fiat-Gruppe gehörte bis vor einigen Jahren sogar eine Schweizer Bank: die Banca Unione di Credito (BUC) in Lugano.
Geheime Provisionen geflossen
Sie wurde 2006 an die Banca del Gottardo verkauft. Diese wiederum gehörte damals noch dem Schweizer Versicherungsunternehmen Swiss Life (früher Rentenanstalt), das sie später der Banca della Svizzera Italiana (BSI) weiter verkaufte.
Pikantes Detail: Nach der Machtübernahme von Fiat-Sanierer Sergio Marchionne, seines Zeichens auch Verwaltungsrat der UBS, wurden zahlreiche Konten hoher Fiat-Manager bei Agnellis Banca Unione di Credito aufgespürt. Über diese Depots waren offenbar geheime Provisionen geflossen.
Manche Kunden heute bei der BSI
Erst nach Abschluss dieser Untersuchung, die für manche Betroffenen böse Konsequenzen hatte, gab Marchionne grünes Licht für den Verkauf der Banca Unione di Credito in Lugano. Mit den seinerzeitigen BUC-Kunden beschäftigt sich heute wohl die Banca della Svizzera Italiana, die 2007 die Banca del Gottardo von der Swiss Life übernommen hatte.
Wie dieser Tage bekannt wurde, sind die italienischen Steuerbehörden nun auf der Jagd nach Schwarzgeldern der Agnelli-Familie. Die Untersuchungen führen mittlerweile auch in die Schweiz. Die Ermittler haben Informationen, wonach die Erben des ehemaligen Fiat-Chefs Gianni Agnelli mehr als eine Milliarde Euro in der Schweiz deponiert haben könnten.
Der Bund weiss von nichts
Das Bundesamt für Justiz in Bern erklärte am Donnerstag allerdings, bislang keine Informationen zu einem Gesuch aus Italien zu haben. Es sei aber möglich, dass das Gesuch direkt an die zuständigen Kantonsbehörden ergangen sei, sagte ein Behördensprecher