Sie kosten viel Geld und den guten Ruf: Betrügereien und Fehlverhalten von Mitarbeitern. Aber sie können verhindert oder zumindest erschwert werden. Zehn Massnahmen, die helfen.
Im schlimmsten Fall kollabiert die Bank. So geschehen mit der Barings Bank im Jahr 1995, nachdem Nick Leeson rund 1,4 Milliarden Dollar verspekuliert hatte. Die 2 Milliarden Dollar, die Kweku Adoboli bei der UBS versenkte, kosteten CEO Oswald Grübel den Job. Milliarden kosten die Bussenzahlungen mehrerer Banken für die Manipulation von Libor und Devisen. Nicht zu sprechen vom Vertrauen der Öffentlichkeit
Gemeinsam haben diese Fälle: Sie wurden von einzelnen Mitarbeitern verursacht, die bestehende oder nicht bestehende Sicherheitsnetze umgehen konnten.
Garantien gibt es nicht – aber Methoden
Das britische Fachmagazin «The Banker» (Artikel bezahlpflichtig) hält dazu fest, dass Fehlverhalten in Banken auch durch falsche Anreize geradezu provoziert werde. Gleichzeitig gebe es keine Garantie, dass auch die strengsten Sicherheitsvorkehrungen sämtliche Betrugsrisiken eindämmten. Aber es gebe einige wesentliche Grundlagen, die Risiken zu minimieren.
Hier sind die zehn wichtigsten:
- 1. Setzen Sie auf Sicherheitssysteme, die ihrem Geschäft und den Abläufen entsprechen und setzen Sie die richtigen Prioritäten, was unbedingt schützenswert für den Erhalt des Geschäfts ist. Zum Beispiel: Geistiges Eigentum, Software-Codes, Algorithmen.
- 2. Schaffen Sie eine Unternehmenskultur, in der Ehrlichkeit, faires und ethisches Verhalten und seine Werte als Teil des Teamworks verstanden werden. Bauen Sie diese Massstäbe in Performancepläne ein. Kappen Sie im Gegenzug Boni bei Verstössen. Und vor allem: Leben Sie das Verhalten im Management vor.
- 3. Setzen Sie auf administrative Kontrollen: Besondere Unterschriftenregelungen bei der Auslösung hoher Bezahlungen oder grosser Trades, unabhängige Kommittees zur Kontrolle von Management und Verwaltungsrat, Jobrotationen zur Verhinderung von Klüngeleien, klare Pflichtentrennung und Informationsbarrieren.
- 4. Setzen Sie auf eine Risikokontrolle, die auch auffälliges Verhalten von Mitarbeitern einbezieht. Auffällig können beispielsweise auch extrem lange Arbeitszeiten sein oder Angestellte, die nie Ferien machen, weil Sie ein Betrugsschema am Laufen haben. Unsicherheit oder Arroganz können ebenfalls als Anzeichen für ein Fehlverhalten gedeutet werden. Oder wenn ein Angestellter plötzlich mit einem unverhältnismässig teuren Auto aufkreuzt. Diese Art von Risikokontrolle sollte auch die Beobachtungen von Mitarbeitern einbeziehen.
- 5. Vertrauen Sie ihrer Intuition. Sie kann auch das beste Sicherheitssystem nicht ersetzen.
- 6. Unterschätzen Sie niemanden: Weder den langjährigen Executive noch den Juniorassistenten in der Handelsabteilung. Es gibt keine sozialen oder hierarchischen Grenzen für Betrügereien.
- 7. Übertreiben Sie die Kontrollen nicht, sodass ihre Angestellten den unternehmerischen Esprit verlieren. Sonst verlieren Sie an Wettbewerbsfähigkeit.
- 8. Lassen Sie sich nicht blenden: Weder von sogenannten Handelsgenies, Dealmachern oder sonstigen Messias im Unternehmen, die Regeln verbiegen müssen, um sich entfalten zu können.
- 9. Halten Sie ihre Händler vom Back Office und dem Reporting fern. Fehlen hier Barrieren, werden Sie als Einladung für Manipulationen missverstanden.
- 10. Vertrauen Sie den Sicherheitssystemen nicht blindlings, denn auch sie können Betrügereien nicht verhindern. Es gibt immer jemanden, der auch das ausgeklügeltste System aushebelt. Hoffen Sie, dass es nicht unter ihrer Verantwortung geschieht.