Unerwartet informierte die Grossbank letzte Woche über den Geschäftsgang. Die UBS versäumte es aber, auf einige offene Fragen eine klare Antwort zu geben.
1. Warum ging Rory Tapner?
Letzte Woche wurde publik, dass Asien-Chef Rory Tapner die UBS per sofort verlässt. Bei der Bekanntgabe liefert die UBS jedoch keinerlei Erklärungen für diesen abrupten Abgang. Das ist insofern erstaunlich, als der britische Banker nicht weniger als ein Vierteljahrhundert im Sold der Schweizer Grossbank stand und überaus erfolgreich war. Was ist schief gelaufen, dass Rory Tapner so unvermittelt die Bank verliess?
2. Wer sind die Investoren bei der neusten Kapitalerhöhung?
Ende letzter Woche gab die UBS die vierte Kapitalerhöhung innert weniger als zwei Jahren bekannt. Das führte umgehend zu einer Verwässerung des Gewinns pro Aktie. Entsprechend verlor der Titel in der Folge markant an Wert. Unklar bleibt bis heute, wer die besagten institutionellen Anleger sind, welche die Kapitalerhöhung tragen. Warum teilt dies die UBS nicht mit?
3. Sitzen die UBS-Manager Jürg Zeltner und Franco Morra noch fest im Sattel?
Mit dem unbefriedigenden Geschäftsgang in diesem Jahr wird CEO Oswald J. Grübel zusehends ungeduldiger. Dabei mehren sich nicht nur die Spekulationen über weitere personelle Rochaden, sondern es macht sich nun das Gerücht breit, dass die für den Schweizer Markt wichtigen Top-Banker Franco Morra und Jürg Zeltner in einer gefährdeten Position sind. Sie wurden kurz vor der Ernennung Grübels ins Top-Management nominiert. Grübel setzt seine Truppe aber lieber selber zusammen, vor allem solange der Geschäftsgang zu wünschen übrig lässt. Was passiert mit Franco Morra und Jürg Zeltner?
4. Welches Profil will sich die UBS geben?
Unlängst bemühte sich die UBS noch, ihr Image mit einer Werbekampagne aufzubessern. Die Kundschaft sollte neues Vertrauen in die Bank schöpfen. Dazu dienten so genannte Testimonials verschiedener Personen, die der Schweizer Grossbank über all die Jahre und Turbulenzen die Treue gehalten hatten. Der Ansatz war bemerkenswert, zumal auch, weil die UBS dabei bewusst darauf verzichtet hatte, ihr Firmenlogo einzusetzen. Es schien zum damaligen Zeitpunkt allzu lädiert und daher unpässlich. Seither ist nicht mehr viel gelaufen – noch immer ist unklar, welches Profil sich die UBS geben will. Mutiert die Schweizer Grossbank zum nationalen Player, und was sind ihre Ambitionen im Ausland?
5. Welche Märkte stehen im Fokus?
Lange Zeit war die UBS als grösste Vermögensverwalterin der Welt in allen Märkten vertreten. Vor allem in Asien genoss die Schweizer Grossbank einen makellosen Ruf und konnte enorme Summen an Kundengeldern akquirieren. Diese Opportunitäten haben sich verändert. Zum einen hat die Finanzkrise grosse Vermögen dezimiert, aber auch der Fokus auf den asiatisch-pazifischen Wachstumsmarkt ist nicht mehr so deutlich wie auch schon. In Asien machte die UBS in letzter Zeit vor allem mit personellen Wechseln Schlagzeilen. Eine strategische Ambition verbunden mit einem souveränen Auftreten – das war früher. Doch wie gedenkt die UBS, jenen Markt zu bearbeiten, der bei einer Erholung am schnellsten zulegen wird?
6. Was geschieht im Verwaltungsrat?
Lange Zeit galt der Verwaltungsrat der UBS als Vorzeige-Gremium in der Finanzwelt. Das Team setzte sich aus Experten verschiedener Bereiche zusammen; mit dem Abgang von Marcel Ospel begann sich das Gremium zu verändern. Mehr Fachkompetenz hielt Einzug. Dabei erwies sich der Italo-Kanadier Sergio Marchionne als das Alpha-Tier im Gremium. Er beschleunigte den Abgang von Ospel-Nachfolger Peter Kurer und die Ablösung von Marcel Rohner als Konzernchef. Inzwischen scheint der umtriebige Manager in seinen anderen Jobs als Auto-Manager mehr absorbiert zu sein. Kommt dadurch sein Engagement bei der UBS zu kurz?
Die bislang etwas glücklosen Auftritte von alt-Bundesrat Kaspar Villiger als UBS-Präsident haben wenig zur Glaubwürdigkeit der Bank beigetragen. Fehlt der starke Mann im Gremium? Von der strategischen Führung her ist es um den Verwaltungsrat still geworden. Wann setzt die UBS ein Zeichen?
7. Mit welchem Geschäftsmodell gedenkt die UBS in Zukunft Geld zu verdienen?
In den letzten Monaten machte die Schweizer Grossbanken vorwiegend mit Kostensenkungsmassnahmen von sich reden. Wenig war dagegen die Rede davon, wie neue Erträge generiert werden sollen. Während andere Finanzkonzerne wie Barclays, BNP oder Deutsche Bank in den ersten Monaten des laufenden Jahres erfolgreich wirtschafteten und namentlich im Fixed-Income-Bereich ihrer früheren Abschreiber kompensieren konnten, verharrt die UBS im Tief. Wieso demonstriert sie nicht mehr strategische Weitsicht?
8. Welche Personal-Politik soll künftig dominieren?
Einerseits verlor die UBS in den letzten Monaten sehr viele gute Mitarbeiter an die Konkurrenz, gleichzeitig sorgte das Unternehmen mit seinen markanten Lohnerhöhungen bei gewissen Investmentbankern für Schlagzeilen. Für den Laien ist es unverständlich, dass ein Unternehmen, das vor weniger als einem Jahr vom Staat gerettet werden musste, die Löhne wieder nach oben schraubt. Das Argument, wonach nur mit hohen Löhnen gute Leute gehalten werden können, überzeugt in einer so turbulenten Zeit wie jetzt kaum. Viel mehr ginge es darum, den bestehenden Mitarbeitern neue und verlässliche Perspektiven zu geben. Das würde sie eher davon abhalten, den Arbeitgeber zu wechseln. Welche Politik verfolgt die UBS in dieser Hinsicht?
9. Werden die USA zur Achilles-Ferse der UBS?
Die UBS kommt mit vielem, was mit den USA zu tun hat, nicht aus den Problemen heraus. Hin und her gehen die Meldungen wie es mit dem Steuerstreit weitergeht. Läuft es darauf hinaus, dass das Bankgeheimnis unterlaufen wird, oder kann das Schlimmste verhindert werden? Für die Klientel ist die Situation verunsichernd, weil sich die UBS zahlreicher US-Kunden nun explizit entledigt, wobei das Vorgehen nicht ganz transparent abläuft. Was haben UBS-Kunden mit einem USA-Bezug noch zu befürchten?
10. Warum erhielt Marcel Ospel für 2008 und 2009 noch 2,3 Millionen Franken?
Die Vergütungen für Marcel Ospel beliefen sich für die Jahre 2008 und 2009 auf gesamthaft 2,3 Millionen Franken, wie dem Geschäftsbericht zu entnehmen ist. Davon entfielen 834'000 Franken aufs Jahr 2008. Ospel war im April 2009 als Verwaltungsratspräsident der UBS zurückgetreten. Warum aber wurde dem Banker noch für das laufende Jahr ein Obolus entrichtet?