Die UBS verschickte eine Pressemitteilung, die einige Medien in Aufruhr versetzte. Absurd: Obwohl sie an die Presse ging, wollte man nicht die Vervielfältigung.
«Diese Schweizer verbringen offenbar zu viel Zeit mit Jodeln.» Das ist das harte Urteil der Journalistin Anna Fenton, die bei der «South China Morning Post» über die Finanzwelt schreibt. Mit «Diese Schweizer» meint die die UBS. Der Grund für ihren Ausbruch: Ein Report, den die grösste Schweizer Bank gemeinsam mit Wealth X veröffentlichte. Der Titel: Wealth-X and UBS World Ultra Wealth Report 2013.
Die UBS sendete eine Medienmitteilung, die Inhalte des Berichts zusammenfasste, an Journalisten in aller Welt, so auch Fenton. Die Ergebnisse an sich waren sogar wenig überraschend. In Asien gibt es immer mehr Reiche, Lateinamerika, einst Region der aufstrebenden Millionäre, sackt wieder ab.
Kleingedrucktes amüsiert
Überraschend an dem Communiqué war – wie im Grunde so oft – denn auch das Kleingedruckte: «Diese Pressemitteilung darf auf keinen Fall als Investment-Beratung angesehen werden», heisst es im Disclaimer, also dem Haftungsausschluss, der dem Schreiben angefügt ist. Offenbar will man sich jeglicher Klagen entbehren. «Haben Journalisten jemals eine Pressemitteilung als Anlageberatung angesehen?», so Anna Fentons Reaktion auf die Aussage.
«Sie sollten relevanten und sehr genauen Rat einholen, bevor Sie diese Information nutzen», heisst es weiter. Welche Information? Ob man die Pressemitteilung für seine Recherchen nutzt? Und wenn ja: Wen soll man da fragen?
Zuverlässig – oder nicht?
Aber kein Wunder, denn: «Die Informationen in dieser Mitteilung kommen von Quellen, von denen wir glauben, dass die zuverlässig sind» – «ist man sich da etwa nicht sicher?», so Fenton in ihrem Blog-Eintrag.
Sie ging sogar so weit und rief eine UBS-Ansprechpartnerin in Singapore an. Ihre Reaktion war schlicht ein Lachen und der Kommentar: «Ignorieren Sie das doch einfach.» Aber es sei doch die Rede davon, dass die Informationen nicht wirklich verlässlich seien, so die Journalistin. «Ach, vergessen Sie's, es ist doch nur der Haftungsausschluss», so die Antwort der Bankerin.
Auf keinen Fall vervielfältigen!
Das Absurdeste des Disclaimers kommt aber noch: Denn diese Pressemitteilung dürfe auf keinen Fall vervielfältigt, kopiert, zitiert oder in Teilen wiedergegeben werden, wenn man sich nicht vorher bei der UBS die Erlaubnis eingeholt hätte – warum dann eigentlich die Mühe, die Pressemitteilung zu verschicken?
Schon klar: Das Kleingedruckte lesen und sich darüber aufregen wirkt pingelig. Und dennoch: Vielleicht regt es Banken und andere Unternehmen an, sich mehr Mühe dabei zu geben, ihre Informationen und Prognosen auf wirklich glaubwürdige Weise zu verbreiten.