Die Vereinigung schweizerischer Privatbankiers setzt sich intensiv mit den aktuellen Entwicklungen der Gesetzeslage auseinander. Doch zufrieden ist man nicht.

Nicolas Pictet, Teilhaber, Pictet & Cie, Genf, ist nicht wirklich zufrieden mit der Sitation am Schweizer Finanzplatz. Schlechte Presse, Skandale, Probleme mit Regulatoren – es habe so einiges gegeben, was die Banker in ihrem Beruf in den vergangenen Monaten forderte, so der Präsident der Vereinigung schweizerischer Privatbankiers bei einer Rede zur Mitgliederversammlung. Doch drei Herausforderungen seien besonders gross.

  • Für den Finanzplatz Schweiz, so Pictet, sei es absolut unumgänglich, seinen Zugang zu den ausländischen Märkten aufrecht zu erhalten; dies gelte insbesondere für seinen natürlichen Markt, die Europäische Union (EU). Dies «ist nicht die dringlichste, aber unsere grösste Sorge», so Pictet.

    Die Banken wünschen sich ein Dienstleistungsabkommen, erklärt er weiter. «Wir sind uns bewusst, dass der Bundesrat zurzeit Besseres zu tun hat, als mit Brüssel Verhandlungen über den freien Dienstleistungsverkehr aufzunehmen. Unsere Behörden müssen sich aber darüber bewusst sein, dass die Marktkräfte das Problem auf ihre Weise lösen werden, wenn es nicht rechtzeitig in die Hand genommen wird». Und das bedeute einen Substanzverlust für den Schweizer Finanzplatz.
  • Die zweite Herausforderung: «Der Kreuzzug der – durch ihre fast auswegslosen Budgetengpässe unter immensem Druck stehenden – westlichen Industrieländer gegen Steuerflucht und Steuerbetrug», formuliert Pictet. Die Rechts-, Steuer- und Compliance-Dienste der Banken überfordert, aber auch die operativen Abteilungen.

    Denn diese müssten die Vorschriften in informatisierte Abläufe umsetzen und dazu ganze Truppen von Spezialisten anheuern. «Ganz zu schweigen von den Mitarbeitern an der Front, die nicht mehr ein und aus wissen». Die Kosten und die mit den Entwicklungen verbundene Rechtsunsicherheit übersteigen für den Banker alle Masse. «Damit verlieren wir eine unserer wichtigsten Stärken für unsere Kunden: Die Rechtssicherheit»
  • Drittens kritisiert Pictet die Weissgeldstrategie des Bundes. «Wir anerkennen die Gültigkeit der von unserer Regierung formulierten Ziele, müssen aber feststellen, dass ihre Strategie im Ausland nicht verstanden wird und zudem beträchtliche praktische Probleme mit sich bringt», kommentiert er. Es sei nicht möglich, gleichzeitig eine Strategie der Steuerkonformität und eine andere Strategie, die sich auf die Transparenz abstützt, zu verfolgen.

    «Man muss die eine oder die andere Strategie wählen». Die Schweizer Privatbankiers würden eine Politik der Transparenz grundsätzlich unterstützen. Doch dies unter drei Bedingungen. «Dass eine Lösung für die Regulierung der Vergangenheit umgesetzt wird, dass sich diese auf einen internationalen Standard abstützt und dass sie von allen mit der gleichen Sorgfalt angewendet wird.»