Ex-Barclays-Chef Bob Diamond gab zum ersten Mal seit langer Zeit ein Interview. Er erzählt dabei, wie es zu seinem Abgang kam.
Es war an einem Montagabend im vergangenen Juli, als Bob Diamond (Bild) unangenehmen Besuch zu Hause bekam. Der damalige Barclays-Verwaltungsrat Marcus Agius erklärte ihm sofort: Bank of England-Chef Mervyn King wolle seine Kündigung. «Ich sehe es immer noch so, dass er keine Berechtigung dazu hatte», erinnert sich Diamond in einem Interview mit der «New York Times».
Es ist das erste Mal, dass er seit seinem Abgang mit der Presse spricht. «Es fällt mir schwer. Ich habe versucht, weiterzumachen», erklärt er. Er habe sich dennoch entschieden, die Bank zu verlassen. «Nach einem Gespräch mit meiner Ehefrau haben wir entschieden: Das Beste ist, zurückzutreten und die Klappe zu halten.»
Wollen Sie die Wahrheit?
Er wolle wieder zurück in die Branche, berichtet er weiter, wieder mit grossen Unternehmen arbeiten. Denn Banking sei immer noch seine Leidenschaft. «Das wird nun höllisch arrogant klingen, aber ich habe den Job nicht wegen des Geldes gemacht. Das kam einfach mit der Arbeit», erklärt Diamond.
Auch zum Libor-Skandal, der ihn im vergangenen Jahr den Kopf kostete, äusserte Diamond sich – wirkliche Schuld sehe er bei sich nicht. «Wollen Sie die Wahrheit? Bis dahin wusste ich gar nicht, wie die Libor-Rate überhaupt festgelegt wird», so Diamond.
Unbeantwortete Frage
Hätte jemand ihn gefragt, wer bei Barclays dafür zuständig war, hätte er die Frage wohl nicht beantworten können. «Ich wette mit Ihnen, dass Ihnen jeder Bankenchef dieselbe Antwort geben würde.»