Ausländische Banken fahren ihre Aktivitäten in dem Land zurück und kehren Japan den Rücken. Tokios Status als globales Finanzzentrum ist in Gefahr.
Gleich mehrere grosse Investmentbanken haben ihren Personalbestand in ihren japanischen Zweigstellen bereits deutlich reduziert. Zulassungsanträge verdeutlichen diesen Trend: Die Investmentbank Goldman Sachs dezimierte die Anzahl der Mitarbeiter in Japan um 14 Prozent. Insgesamt dürften es sogar mehr sein, denn die Zahlen decken lediglich die letzten 12 Monate bis März 2012 ab.
Auch die UBS reduzierte ihre Mitarbeiterzahl in Japan im gleichen Zeitraum um 12 Prozent, wie die Finanz- und IT-Plattform «Bobsguide» berichtet. «Jeder fährt auf dem absoluten Minimum», heisst es aus Analystenkreisen.
Hohe Kosten
Gründe für den Trend seien laut der Darstellung auf «Bobsguide» die hohen Kosten des Geschäftsbetriebs. Seit Lehman Brothers kollabierte, ist der Yen gegenüber dem Dollar um 24 Prozent gestiegen.
Darüber hinaus werde Tokio weiterhin als ein schwieriger Markt für ausländische Banken eingeschätzt. «Japan ermutigt die Menschen keineswegs, hierher zu kommen», kommentiert etwa ein Fondsmanager die Situation.
Standard Chartered verlässt Tokio
Auch die britische Bank Standard Chartered schliesst nächstes Jahr ihre 2005 eröffnete Vermögensverwaltungssparte im Zentrum von Tokio. Die britische Bank will in Tokio künftig keine Vermögensverwaltung mehr anbieten, wie in der letzten Woche die Nachrichtenagentur «Bloomberg» meldete.
Die Credit Suisse geht deshalb in Japan eine Partnerschaft mit Standard Chartered ein, um Kunden für das Privatbankengeschäft zu gewinnen. Die Bank stellt den Kunden von Standard Chartered offenbar Privatbankdienstleistungen zur Verfügung und bietet Hilfe bei der Übertragung der Konten an. Damit setzt die Bank ihre Strategie in Japan fort. Die Credit Suisse übernahm letztes Jahr das Privatbankengeschäfts des Bankriesen HSBC.