Die Märkte haben die Verluste von Anfang Jahr zwar teilweise oder vollständig kompensiert. «Doch mit Unbehagen blicken die Anleger auf die wirtschaftlichen und politischen Risiken», schreibt Christina Böck.
Christina Böck ist ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe› bei Axa Investment Managers. Ihre Kolumne für finews.ch erscheint monatlich.
In den USA sollte das Wachstum im zweiten Quartal 2016 wieder etwas ansteigen. Wichtige Indikatoren wie die Lagerentwicklung deuten bereits auf eine Erholung hin. Insbesondere der Konsum profitiert von den anhaltenden Fortschritten am Arbeitsmarkt, auch wenn diese mit zunehmender Dauer des Konjunkturzyklus' abflachen. Ausserdem sollten nun die Löhne stärker steigen, was die Verbraucherpreis-Inflation 2017 in Richtung 2 Prozent erhöhen dürfte.
Die US-Notenbank wird zur Jahresmitte mit einer von zwei Zinserhöhungen die Geldpolitik weiter normalisieren. Aus diesem Grund wird sie die Märkte in den nächsten Wochen darauf vorbereiten müssen, was wiederum die US-Staatsanleihen unter Druck setzen und dem Dollar helfen wird, seinen Abwärtstrend gegenüber den anderen wichtigen Währungen umzukehren.
Grössere Risikobereitschaft in den Schwellenländern
In Europa hingegen ist das zweite Quartal 2016 bisher eher gedämpft ausgefallen. Dies liegt einerseits am erstarkten Euro, aber auch an den Unsicherheiten um einen eventuellen Brexit, die Neuwahlen in Spanien und in geringerem Masse an Griechenland. Diese Faktoren trüben das Geschäftsvertrauen und schwächen die Investitions- und Konsumausgaben. Dennoch wird die Europäische Zentralbank in nächster Zeit keine neuen Massnahmen treffen, da sie wohl erst die Wirkung des jüngsten Pakets abwarten muss.
Die weltweit wieder grössere Risikobereitschaft hat den Schwellenländern (Emerging Markets) eine Atempause verschafft, da ihnen seit März wieder Kapital zufliesst. In Asien haben die Exporte angezogen, und die Stimmung hat sich insgesamt verbessert. Mit seit Februar besseren Konjunkturdaten führt China den Aufschwung wieder an.
Monetärer Impuls lässt nach
Wir rechnen nun damit, dass die Politik expansive Massnahmen reduziert und sich auf die Restrukturierung der Staatsunternehmen und den Abbau von Überkapazitäten konzentriert.
Die Aktien betreffend erhoffen sich die Anleger von der laufenden Berichtssaison Aufschluss über die Aussichten der Unternehmen und das Ausmass einer eventuellen Gewinnrezession. Die Konsensprognose von 6,5 Prozent für das Gewinnwachstum (MSCI World) ist wohl zu optimistisch, weil sie das schwache Absatzwachstum und den wachsenden Margendruck nicht widerspiegelt. Der monetäre Impuls der Zentralbanken dürfte allmählich nachlassen, so dass das aktuelle globale Kurs-Gewinn-Verhältnis von 20 sehr hoch erscheint.
Asiatische Schwellenländer als Ausnahme
Daher sollten Aktien-Anleger in allen Regionen sehr vorsichtig sein. Die einzige Ausnahme sind die asiatischen Schwellenländer. Hier hat die Konjunktur Fortschritte gemacht, und es scheint eine vielversprechende Entwicklung in Gang gekommen zu sein.
Die niedrige Kerninflation erlaubt es den Zentralbanken, eine expansive Geldpolitik zu fahren, verbunden mit einer gleichzeitig recht lockeren Fiskalpolitik. Diese wirtschaftspolitischen Spielräume sorgen für ein Sicherheitsnetz, an dem es in anderen Schwellenländern fehlt.
Wachsende Zinsrisiken
Im Zuge der Anpassung an die von der US-Notenbank nun erwartete Zinserhöhung dürften die Anleiherenditen in den USA steigen, weswegen amerikanische Staatsanleihen kaum zu empfehlen sind. Kurzfristig dürften sich Unternehmensanleihen kaum weiter so gut entwickeln wie im Frühling, nur die High-Yield-Anleihen dürften weiter überdurchschnittlich abschneiden. Dafür sprechen vor allem die wachsenden Zinsrisiken von Investmentgrade-Anleihen und ein drohendes Überangebot in diesem Bereich.
Christina Böck studierte an der Wilhelms-Universität in Münster, bevor sie einen Master in Management an der H.E.C. in Paris erlangte. Ab 1994 war sie bei der Dresdner RCM Gestion tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe. Zu Axa Investment Managers stiess sie 2001 und arbeitet seit 2007 in Zürich als ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe›.