Soeben kam das neue Quartalsergebnis von Berkshire Hathaway heraus: wieder ein Rekord von Warren Buffett. Wieder die Erwartungen der Experten übertroffen. Deshalb beschäftigen wir uns hier halt wieder mit der Frage: Was macht es aus?
Antworten bietet eine von der Yale-University veröffentlichte Studie. Sie prüfte die Strategien des Super-Investors – und siehe da: Buffetts Formel könnte durchaus kopiert werden.
Denn eines ist klar: Warren Buffett hat etwas, das über gute Fachkenntnis plus Zufall hinausgeht. Keine einzige amerikanische Aktie schaffte seit 1926 über eine längere Zeit eine ähnliche Langfristrendite wie der Mann aus Omaha. Kein einziger Fonds schaffte über drei Jahrzehnte auch nur annähernd solche Zuwächse.
Dass man unterbewertete Gesellschaften sucht, dass man auf Qualität setzt, dass man seinen Kurs unabhängig von kurzfristigen Turbulenzen durchhält – all das haben auch schon andere Fondsmanager von Buffett zu kopieren versucht. Ohne vergleichbaren Erfolg.
Drei Wissenschaftler haben die Frage kürzlich ökonometrisch seziert und als Papier an der Yale University veröffentlicht: «Buffett's Alpha», so der Titel der Untersuchung von Andrea Frazzini, David Kabiller und Lasse Pedersen (AQR Capital Management/Stern School of Business).
Ihre wichtigsten Einsichten:
1. Buffett besitzt keineswegs eine «Wunderhand» bei der Auswahl einzelner Titel. Denn seine Strategie kann mit völlig anderen Aktien kopiert werden. Frazzini, Kabiller und Pedersen testeten dies, indem sie rückwirkend ein Portfolio bildeten, welches jeweils Buffetts Themen und Schwerpunkte kopierte und dabei auch möglichst gleiche Risiken einging – allerdings mit anderen Aktien. Und tatsächlich war die Performance dieses «Spiegel-Portfolio» ähnlich erfolgreich wie jene von Berkshire Hathaway.
2. Das Timing trägt nur wenig dazu bei, die Erfolge des Warren Buffett zu erklären. Auch bei zeitlichen Verschiebungen konnten die drei Autoren ähnliche Renditen simulieren. Die Qualitäten des «Orakels» liegen also eher in der Wahl seiner Titel als im Zeitpunkt des Kaufs.
3. Entsprechend scheint das Prinzip, hervorragende Unternehmen zu erwerben, der entscheidende Teil – der günstige Preis ist wohl wichtig, aber etwas weniger entscheidend. Buffett hat dies selber einmal formuliert: «It's far better to buy a wonderful company at a fair price than a fair company at a wonderful price.» Dass ganz grundsätzlich Buffetts Vorliebe für sichere, günstig bewertete und qualitativ hochstehende Unternehmen das A und O seines Erfolges bilden, betonen auch die Autoren dieser neuen Studie.
4. Buffett arbeitet mit nennenswertem, aber auch überschaubarem Leverage: Der Anteil des Fremdkapitals betrug im Schnitt das 1,6fache der Eigenmittel. Dass Berkshire Hathaway dabei auf sehr günstige Kredite zurückgreifen kann, hilft mit, diesen Anteil im Erfolgsfall überdurchschnittlich rentabel zu machen.
5. Buffett geht durchaus hohe Risiken ein, was ihm auch schon schwere Rückschläge eingebrockt hat. Im Gegensatz zu anderen führten solche Verluste bei Buffett jedoch niemals dazu, dass er von seinen Prinzipien abwich. Der Mann verfolgt seit über fünfzig Jahren eine unveränderte Strategie.
6. Buffett beteiligte sich in den letzten dreissig Jahren zu 63 Prozent an börsenkotierten Unternehmen und zu 37 Prozent an privat gehaltenen Firmen. Die Performance seiner börsenkotierten Gesellschaften war – gemessen am Risiko – leicht höher als bei den Privatgesellschaften. Dies deutet an: Buffets Stärke liegt im Stockpicking, weniger in seiner Management-Arbeit.
Wie schafft man es also, den Wert eines Dollar innert drei Jahrzehnten auf 1'500 Dollar hochzutreiben (wie Buffett dies zwischen 1976 und 2011 geschafft hat)? Die Antwort:
- Kaufe unterbewertete Qualitätsaktien;
- verwende dabei auch günstige Kredite;
- nimm allerdings nur so viel Fremdkapital auf, dass du Herr im Hause bleibst;
- so dass du nie gezwungen bist, eine Aktie zum falschen Zeitpunkt zu verkaufen;
- dies wiederum erlaubt dir, manchmal auch höhere Risiken einzugehen;
- und wenn dann Rückschläge einsetzen darf dich dies niemals von der Ursprungsidee abbringen.
- Und die lautet: Kaufe unterbewertete Qualitätsaktien.
Ganz nebenbei konnten die Autoren aufzeigen, dass jeder, der in den letzten Jahrzehnten Warren Buffetts veröffentlichte Engagements einfach nachkopiert hätte, massiv überdurchschnittliche Renditen hätte einfahren können. Aber eben: Wer hat diesen Nerv?
Bild: Warren Buffett bei der Aktionärsversammlung von Berkshire Hathaway am 4. Mai 2013, Flickr, TMFInsidevalue
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«Chasing Warren Buffett's Alpha», Len Costa / CFA Blog
«Saft on Wealth: Buffett and the rest of us», James Saft / «Reuters»
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